Das Leichte ist so schwer. Echt. Man konnte es eben wieder bei Jonas
Kaufmann feststellen. Der Tenorissimo unserer Tage, beschlagen in
allen Opernfächern, hat ja kürzlich mit seiner
Operetten/Filmschlager-CD „Du bist die Welt für mich" bewiesen, dass
er durchaus ein Händchen, eine Singhaltung und auch den
Geschmacksnerv hat für diese Art von populärer Musik. Wenngleich man
immer auch spürte, es ist ein vorsichtiges Tasten auf dünnem
Repertoire-Eis — bei Wagner, Mozart, Puccini, Verdi fühlt er sich
als Klassiksänger vertrauter.
Das war bei der CD-begleitenden
Tournee auf der Berlin-Station wieder zu erleben. Die Philharmonie
ist vollgefüllt mit vorwiegend reiferen weiblichen Jahrgängen, die
Stimmung willig. Und trotzdem steht da irgendwie dieses altmodische
Mikrophon vor dem Münchner Rundfunkorchester unter Jochen Rieder.
Fast wie eine Mahnwache, die sagt: Hier ist alles etwas anders als
sonst.
Was dann kommt, kühlt erst mal die Erwartungsfreude:
„Freunde, das Leben ist lebenswert" wird noch tenorprächtig und
akustisch geschmettert. Die folgenden sieben Vokalnummern aber sind
mikrophoniert. Obwohl es sich teils auch um Operettenhits von Kälmän
und Léhar handelt. Sicher, die wurden früher auch von
Schlagersängern leise, ganz leise ins Mikro geknödelt und gehaucht,
aber das ist eben eine sehr spezielle Kunst. Und die muss man
beherrschen.
So hat das Konzert viel Schulbuben-Flair, aber
es atmet immer wieder auch den Hauch des nur Semiprofessionellen.
Was schade ist. Denn Jonas Kaufmann gibt sich Mühe. Und er singt
sich frei. In der zweiten Hälfte beginnt er dann endlich, sein Mikro
zu lieben, mit ihm sogar zu schmusen. Plötzlich hat die Stimme mehr
Farben und Zwischentöne, wird die Richtung klar. Jetzt kann er sogar
rumalbern, gewährt gern drei Zugaben, bis hin zum selbstironischen
„Das Lied ist aus".