Berühmt ist er für seinen Heldentenor, seine Auftritte als Parsifal
oder Siegfried werden gefeiert, doch jetzt nimmt es Jonas Kaufmann
mal etwas leichter und singt statt Oper Operette. Am Montagabend
gastierte er in der Berliner Philharmonie und präsentierte Lieder
von Franz Lehar oder Robert Stolz.
Nach klassischen Konzerten
hat Jonas Kaufmann sie schon immer gern als Zugabe gegeben: die
Operettenschlager von Lehar, Spoliansky, Tauber. Und irgendwann kam
dem 45-Jährigen die Idee, aus den Ausflügen in die Welt der leichten
Muse eine CD und eine Konzerttournee zu machen.
Sicher, mit
derlei Ausflügen in andere Gesangsregionen ist Kaufmann nicht
allein: Vor allem Tenöre geben gern mal Schlager oder Chansons zum
Besten. Und bei nicht wenigen von ihnen gerät dieser Ausflug ins
vermeintlich leichte Fach dann ziemlich seicht. Doch bei Jonas
Kaufmann ist es eigentlich so wie immer: es ist einfach schön, seine
Stimme zu hören. Vor allem auch, weil er sich nicht anbiedert, weil
er es nicht übertreibt mit dem Schlager schmachten.
Ja, wenn
er loslegt mit dem Franz-Lehar-Hit aus seiner Operette "Giuditta",
'Freunde das Leben ist lebenswert', dann tut das fast heldisch. Mit
seiner, kraftvoll klaren, dabei warmen Opernstimme - und diese
Stimme geht erstaunlich gut mit dem Lehar Schlager zusammen -, weil
sie eben echt Jonas Kaufmann ist. Bei anderen Stücken allerdings
zieht der Münchner dann schon mehr Register des Schlagerschmachtens.
Verstärkt durch ein Mikro gelingt es ihm hier, sich angenehm
zurückzunehmen, so dass Armands Serenade vom blauen Himmelbett
wirklich charming klingt - - ja, es gelingt Kaufmann sogar zwischen
lauthals gesungener Opern-Arie und innigem Operetten-Liebeslied zu
modulieren. Nur mit der Leichtigkeit, dem Witz, der Operette - da
hapert’s ein ums andere Mal. Vor allem in der ersten Hälfte des
Abends wirkt Kaufmann dann doch recht steif, verharrt fest in der
Palette seines Ausdrucks. Was vielleicht auch am Orchester liegt.
Das Münchner Rundfunkorchester unter Jochen Rieder spielt breit und
sanglich wie ein Filmorchester - und dabei bisweilen sehr
schematisch - von den Schrägheiten, die in der für Kaufmann neu
arrangierten Musik stecken, da hört man wenig.
So klingt das
alles nach einer Weile doch ein wenig gleich und irgendwie
ausgebremst. Und Jonas Kaufmann als Operettensänger er ist ein
sympatischer Entertainer mit einer tollen Stimme, der einen gut
unterhält, aber nicht mitreißt bei seinem Ausflug in die Welt der
Operette.