Den in der auslaufenden Saison in Wien lediglich auf dem
Konzertpodium präsenten Jonas Kaufmann führte eine Tournee
dankenswerter Weise auch nach Wien, wo er sich in der letzten
Veranstaltung des „Great Voices“-Zyklus‘ seiner jüngsten
Beschäftigung mit der sog. „leichten Muse“, welche in Wahrheit eine
sehr schwierige ist, widmete. Um es bereits vorwegzunehmen, er
reüssierte auf der ganzen Linie, was v. a. daran lag, dass er die
Lieder bzw. Arien (9 an der Zahl plus 4 Zugaben) ernst nahm, und v.
a. mit gefühlvoller Gestaltung ganz in sie eindrang. Das war aber
nur dadurch möglich, weil seine souveräne Stimmtechnik ihm alles
erlaubte, so dass nicht einmal der eine oder andere Hüstler seiner
Leistung etwas anhaben konnte. Als nur ein Beispiel sei Lehárs Lied
vom blauen Himmelbett aus „Frasquita“ angeführt, dem andere heutige
Tenöre nichts Gleichwertiges entgegen zu setzen haben, und das der
unübertrefflichen Plattenaufnahme von Nicolai Gedda schon sehr nahe
kam. Das war einschmeichelnde Sinnlichkeit pur. Ansonsten bekam man
strahlend Auftrumpfendes, wie das erste Lied des Octavio aus
„Giuditta“, ebenso zu hören wie empfindsam Lyrisches („Es muss was
Wunderbares sein“ von Benatzky oder „Irgendwo auf der Welt“ von
Heymann), wo seine Pianophrasen nicht artifiziell wirkten, sondern
in seine Gesamtinterpretation eingebunden wirkten.
Das dem
Großteil seiner dem Konzerttitel entsprechenden CD- und
DVD-Veröffentlichungen entnommene Programm sah weiters Tassilos
Wien-Lied aus der „Gräfin Mariza“ sowie Taubers „Du bist die Welt
für mich“ (beide mit piano angesetztem und dann ins forte
anschwellenden finalen Spitzentönen), natürlich Lehárs
Paganini-Erzählung von den gern geküssten Frauen, Mays bekanntes
Joseph Schmidt-Lied, welches um die Welt geht, zwei Lieder von
Robert Stolz, Spolianskys Jan Kiepura-Schlager „Heute Nacht oder
nie“ sowie „Dein ist mein ganzes Herz“ vor, bei dem sich zuletzt
alle Vorzüge Kaufnanns quasi vereinigten. Das nicht zu beruhigende
Publikum wurde am Schluss mit einer Wiederholung der „Giuditta“-Arie
“Freunde, das Leben ist lebenswert“ nach Hause geschickt.
Da
das Münchner Rundfunkorchester eine sehr gute Leistung bot, was es
auch in diversen Walzern und Ouvertüren von Lehár und Kálmán sowie
dem „Fühjahrsparade“-Marsch von Stolz unter Beweis stellte, und der
Pfälzer Dirigent Jochen Rieder, wie Helmut Deutsch bei
Liedprogrammen am Klavier ein ständiger Orchester-Partner von
Kaufmann, beachtliches Gespür für das Genre zeigte, war das ein
Abend, der ehrlich zu begeistern vermochte.