HNA, 23.Mai 2023
Von Markus Kuhn
 
Konzert, Frankfurt, Alte Oper, 21. Mai 2023
Souverän und klangschön
 
Startenor Jonas Kaufmann auf Tour mit einer italienischen Opern-Gala

Frankfurt – Bevor Jonas Kaufmann in Kürze wieder auf den großen Opernbühnen dieser Welt steht – La Scala, Covent Garden, Aix-en-Provence, Sydney und Wien stehen dieses Jahr noch an – schob er eine kleine Arien-Tournee ein. Frankfurt war nun die letzte Station für ihnund die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz. Jochen Rieder leitete einmal mehr das Begleitorchester für Kaufmann. Für einen deutschenTenor genießt der Münchner den einzigartigen Ruf und Erfolg, sowohl im Wagner-Fach wie auch im italienischen und teilweise im französischen Repertoire zu Hause zu sein. Zudem hat er sich als Kunstlied-Interpret Renommee erarbeitet.

In der jüngsten Tournee, die sechs Stationen hatte, widmete er sich ganz dem italienischen Repertoire, wobei er zum Glück auf einschlägige Wunschkonzert-Schlager wie „La donna èmobile“ verzichtete. Eigentlich erstaunt es ja, dass Kaufmann im italienischen Repertoire so glänzt, wo ihm doch das fehlt, was im Klischee den italienischen Tenor ausmacht: ein metallisch trompetendes Timbre in den Spitzentönen. Doch der eher dunkel und samtig timbrierende Tenor entfaltet an den einschlägigen Stellen auch so eine beeindruckende Durchschlagskraft, die den Seelenqualen eines Otello oder Canio ein beeindruckendes Vehikel bieten.

Der Abend begann direkt mit vollem Risiko. Im Anschluss an die Ouvertüre von Verdis „Aida“ stieg Kaufmann nahtlos in die Szene von Radamès ein, die in die Arie „Celeste Aida“ führt. Hier lauern einige schlimme Gefahren für einen frühen tenoralen Schiffbruch. Zwar ging er die Szene mit deutlich reduzierter Lautstärke an, die einen gespannt mitfiebern ließ, nahm dann aber alle Hürden souverän und klangschön.

Kaufmann sagte neulich in einem Interview , wie schwer es sei, bei solch einer Arie punktgenau in die jeweiligen Stimmungen der Arie zu gelangen. Auf Verdis Aida folgten Ausschnitte aus „Luisa Miller“, dem „Maskenball“ und „Otello“, für die Kaufmanns dunkles Timbre wie auch die gelegentlich kraftvollen Ausbrüche wie geschaffen zu sein schienen. Seine Stimme wirkte aber auch immer wieder etwas fragil und der Schonung bedürftig, in manchen Ton mischte sich ein Kratzen der Stimmritze oder ein Hauchen.

Der zweite Konzertteil war mit Arien und Szenen des „Verismo“ gewidmet, wobei Kaufmann sich aus „I Pagliacci“ nicht nur die berühmte Arie „Lache Bajazzo“ des Canio vornahm, sondern mit dem Prolog des Tonio auch im Bariton-Fach wilderte. Nebst der „Mamma“-Arie des Turridu ging Kaufmann hier würdevoll und einfühlsam in den wehklagenden Arien gebrochener Männer auf, ohne dabei zu sehr schluchzende Stiltechniken zu bemühen. Kaufmann verwöhnte seine treuen Fans mit vier zugkräftigen Zugaben. Die Staatsphilharmonie spielte routiniert und grundsolide bis wirklich beeindruckend, etwa in der alternativen Otello-Ouvertüre, die nicht Teil der Endfassung wurde.






 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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