Christian Thielemann dirigiert zur Eröffnung der Salzburger
Osterfestspiele die Verismo-Einakter „Cavalleria Rusticana“ und
„Pagliacci“. Jonas Kaufmann debütiert in beiden Tenorrollen und
zeigt, dass er in der Königsklasse angekommen ist. Philipp Stölzl
komplettiert das Ereignis mit kluger Regie.
Eines ist klar:
für das Ereignishafte sorgten der Dirigent und der Tenor, Christian
Thielemann am Pult der Dresdner Staatskapelle und Welttenor Jonas
Kaufmann. Wie Thielemann Mascagnis „Cavalleria Rusticana" in
sublimen, transparent-schimmernden Klangfarben leuchten lässt,
führte zu einer verlängerten Sternstunde. Und wie er mit
kontrollierter Ekstase aus Leoncavallos „Bajazzo“ einen
musikalischen Psycho-Thriller generiert, ist kaum zu übertreffen.
Wer will ihn da noch auf sein Kernrepertoire Wagner und Strauss
begrenzen?
Jonas Kaufmann in Höchstverfassung
Und Jonas Kaufmann. Sein Wagnis ist alles andere als ein
geringes. Er debütierte als Turridu in „Cavalleria“ und als „Canio“
im „Bajazzo“. Stimmlich in Höchstverfassung bringt er auch
darstellerisch alles mit, wenn er als verfolgter Liebhaber Turridu
vom Leben Abschied nimmt. Und wie er sich dann zum virilen
Eifersuchtsmörder Canio bei Leoncavallo wandelt, mit baritonalem
Tenor das „Ridi, pagliacci“ in kontrolliertem Rasen bringt, ist
nicht zu übertreffen.
Der Rest der beiden Ensembles, Ambrogio
Maestri als souveräner Alfio ausgenommen, logiert eher im Bereich
des Mediokren. Liudmyla Monastryska beschränkt sich auf die
Darstellung der Schreckschraube. Von Annalisa Stroppa (Lola) kann
man stimmlich und darstellerisch Gutes berichten.
Kluge
Verbindung der Verismo-Einakter
Beim „Bajazzo“ erfreuen Maria
Agresta (Nedda), Alession Arduini (Silvio). Dimitri Platanias
(Tonio) wirkt souverän, aber sparsam im Ausdruck, solide, Tansel
Akzeybek (Beppe). Philipp Stölzl (Regie und Bühne) hat die
Verismo-Einakter klug verbunden. Ein schwarzer Rahmen umfasst
Guckkästen auf zwei Ebenen. Die werden je nach Bedarf geschlossen
und geöffnet.
Sein Konzept, Mascagnis „Cavalleria Rusticana“
als Mafia-Drama zu zeigen ist ein Clou. Ein Atout sind die per
Live-Kamera eingespielten Großaufnahmen der Sänger. Das wirkt wie
aus einem Film von Vittorio de Sica mit expressionistischen
Elementen. Tenor und Chor lässt Stölzl auf der Bühne in Leoncavallos
Werk einmarschieren und wechseln. Die Bühne, eine Art Jahrmarkt,
prangt in dunklen Farben, gespielt wird wie im ersten Teil auf zwei
Ebenen. Die Live-Projektion einzelner Szenen erzeugt eine
zusätzliche Dimension. Das wirkt.