Opernglas 2/2024
(SM)
 
Wagnerkonzert, Berlin Philharmonie, 29.12, 30.12. und 31.12.2023
Silvesterkonzert
 
In der Berliner Philharmonie präsentiert man zum Jahreswechsel an jeweils drei aufeinanderfolgenden und stets ausverkauften Abenden regelmäßig ein besonderes Programm. Ausgerechnet in diesem Jahr verzichtete der Sender "arte" erstmals auf seine traditionelle Sendung dieses Events mit der Begründung, dass das reine Wagner-Programm mit dem Vorspiel und dem Bacchanal aus »Tannhäuser« sowie dem ersten Akt der »Walküre« zu anspruchsvoll für ein solches Event wäre. Einen Wagner-Abend von solcher Qualität und Intensität dürfte man allerdings derzeit nirgends anders zu hören bekommen.

Jonas Kaufmann als Siegmund ließ seine Stimme in der für ihn sehr passenden Tessitura der Partie drucklos strömen, und seine fantastische Phrasierung und Textbehandlung machten die ein oder andere kleine Schramme in den Stimmbändern mehr als wert. Vor allem Kaufmanns Durchdringung des Textes und der Partie ist absolut überwältigend, man nehme nur das anrührende Cello-Solo vor Siegmunds „Kühlende Labung", mit dem der Tenor wie ein zusätzliches Streichinstrument in Dialog tritt. Das hört man sonst nirgends so perfekt austariert. Mit Vida Miknevidiüté als Sieglinde hatte er zudem eine Partnerin, die ihm in Textverständlichkeit und Raffinement in der Phrasierung in nichts nachstand und zudem einen blühenden Sopran zu bieten hatte, der in allen Lagen perfekt ansprach und auch im Finale genügend Volumen zu entwickeln wusste. Nach dem finalen Schrei „So blühe denn, Walsungenblut!" stimmte das begeisterte Publikum mit seinen Bravo-Rufen nahtlos in die siedende Atmosphäre auf dem Konzertpodium ein. Jeder im Saal wusste, dass er Zeuge eines außergewöhnlichen Abends war, dessen Motor einmal mehr der zurückhaltende Chef der Philharmoniker Kirill Petrenko war. (SM)









 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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