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volksblatt, 2. April 2023 |
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Wagner: Tannhäuser, Salzburger Osterfestspiele , ab 1. April 2023
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Durchwachsener Start für Salzburger Osterfestspiele |
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Wenn es den Salzburger Osterfestspielen dieses Jahr an einem nicht mangelt, dann sind es Debüts. Das Publikum interessierte davon am Samstagabend vor allem, wie Jonas Kaufmann seinen ersten Tannhäuser in Romeo Castelluccis Neueinstudierung seiner Inszenierung von 2017 singen würde. Die kurze Antwort lautete: vorsichtig.
Darüber, dass Intendant Nikolaus Bachler zu seinen ersten künstlerisch
komplett alleine verantworteten Osterfestspielen erst einmal eine sechs
Jahre alte Inszenierung aus seinem alten Haus, der Bayerischen Staatsoper
München, mitgebracht hat, durfte er sich vorab weiß Gott genug anhören.
Deswegen wurde bei der Vorberichterstattung seitens der Osterfestspiele auch
sehr viel Wert auf die Bezeichnung „Neueinstudierung“ gelegt.
Am Ende
hielten sich die Neuerungen bei der Premiere am Samstagabend im Großen
Festspielhaus dann allerdings doch in Grenzen. Castelluccis bildgewaltige
Kulissen voller Symbole waren auch nach der Überarbeitung immer noch mehr
Kunstinstallation als Inszenierung. Wer wirklich ernsthaft an der
Entschlüsselung der Gedanken des Regisseurs interessiert war, dem versuchten
die Osterfestspiele mit einem Interview im Programmheft Hilfestellung an die
Hand zu geben. Dass im Finale irgendwann der Satz „Hier vergehen eine
Milliarde Jahre“ groß im Hintergrund prangte, nahm Dirigent Andris Nelsons
für seine Interpretation teilweise etwas zu wörtlich.
Nelsons und das
Gewandhausorchester sind in diesem Jahr die ersten Gäste beim Festival, die
Bachler nach dem Bruch mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden, vor allem
aber mit deren Chef Christian Thielemann an die Salzach geladen hat. Im
vergangenen Jahr hatten sie sich ebenfalls mit Wagner verabschiedet.
Wagner dieses Jahr also neu und vor allem eines: langsamer. Stellenweise
ließ Nelsons die Musik wie Sand durch das dünne Loch eines Stundenglases
rinnen. Das stand nicht allen Passagen so gut wie etwa dem Pilgerchor, dem
diese Breite einen guten Schub Anmut und Ergriffenheit verlieh.
Vor
allem aber strapazierten diese ausladenden Tempi die Sänger. Jonas Kaufmann
brachte es dazu, seinen Fokus aufs Kräfteeinteilen zu legen, was nicht von
Nöten gewesen wäre, denn er kam erstaunlich gut durch die Titelpartie. Die
vermeintliche Vorsicht führte jedoch dazu, dass er in den großen Momenten
etwas schwach auf der Brust erschien, wohingegen die intimen und gebrochenen
Momente seines Tannhäusers gerade gegen Ende hin zeigten, dass Kaufmann
durchaus im Stande ist, in dieser Rolle aufzugehen.
Seine anfängliche
Zurückhaltung lies vor allem seine Venus erstarken. Emma Bell war für Elina
Garanca kurzfristig, aber äußerst sattelfest eingesprungen und damit
erstmals bei den Osterfestspielen dabei. Auch die Elisabeth, Marlis
Petersen, debütierte am Samstagabend und das überhaupt zum allerersten Mal
mit Wagner. Auch sie kam gut durch den Abend, wenn auch stellenweise blass,
was aber vor allem der Frage geschuldet sein dürfte, ob ihre Stimme
grundsätzlich geeignet fürs Wagner-Fach ist.
Dass einer guten
Wagnerstimme auch strapaziöse Dirigate nichts anhaben können, bewiesen
meisterhaft Christian Gerhaher als Wolfram von Eschenbach und Georg
Zeppenfeld als Landgraf von Thüringen. Gerhaher gelang es, auch aus den
zähen Tempi noch etwas zu zaubern und beispielsweise beim „Abendstern“ das
Liedhafte auszustellen. Dieses Können ließ ihn zum eigentlichen Star des
Abends werden, was auch das Publikum bestätigte.
Zeppenfeld stand ihm
in puncto Können in nichts nach. Er ist und bleibt die stets konstante und
immer klug interpretierende Allzweckwaffe wenn es darum geht, einen
exzellenten Wagnerbass zu besetzen. Letztlich belegte auch das der
Schlussapplaus, der mal mehr mal weniger stark ausfiel, jedoch insgesamt
sehr wohlwollend und trotz ein paar Buhs für Dirigent und Elisabet für einen
guten Auftakt der Osterfestspiele sprach.
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