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Süddeutsche Zeitung, 2. April 2023 |
Egbert Tholl |
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Wagner: Tannhäuser, Salzburger Osterfestspiele , ab 1. April 2023
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Seine letzte Herausforderung |
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Jonas Kaufmann debütiert bei den Osterfestspielen in Salzburg mit Würde und
Konzentration als Richard Wagners Tannhäuser.
Ausschnitt: Es sei
seine vielleicht letzte große Herausforderung, sagte Jonas Kaufmann im
Vorfeld der Premiere. Die Titelpartie von Richard Wagners Tannhäuser. Das
für ihn als Tenor mit seiner individuellen Stimmfarbe in Frage kommende
italienische Repertoire hat der durch, Wagners Tristan verkörperte er vor 2
Jahren. Bei den meisten Tenlören ist es andersrum. Erst Tannhäuser, dann
irgendwann Tristan. Das war eigentlich auch von Kaufmann so geplant, schon
vor 3 Jahren sollte er Tannhäuser singen. Aber es kam nicht zustande.
Deshalb nun also sein Rollendebüt mit 53 Jahren bei den Osterfestspielen in
Salzburg.
Es ist berückend zu erleben, mit welcher Sorgfalt sich
Jonas Kaufmann auf diese Partie vorbereitet hat. Man versteht jedes Wort,
weil er jedes Wort denkt. Die Höhe hat er, mal mit Kraft, mal mit
Überlegenheit, er weiß inzwischen längst, wie er das Fundament seines
baritonal grundierten Timbres farbenreich gestalten kann. Kaufmanns
Tannhäuser ist dabei keiner, der vor Lust überschäumt; beim Sängerstreit im
zweiten Akt etwa orientiert er sich eher am Duktus des Vorsängers Wolfram,
knallt nicht haltlos mit seiner Sehnsucht nach dem Venusberg heraus. Auch
die Rom-Erzählung im dritten Akt ist eher ein Manifest der Erschütterung,
der Verzweiflung. Es dauert lange, bis da die Gegenwelt zur moralinsauren
Sängersekte und all ihren lustfeindlichen Rittern aufglimmt. Diese Erzählung
("Inbrunst im Herzen...")hat Kaufmann für ein Wagner-Sammelalbum schon vor
zehn Jahren aufgenommen. Der Rest: Debüt.
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