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Kurier, 15.1.2023 |
von Gert Korentschnig |
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Verdi: Aida, Wiener Staatsoper ab 14. Januar 2023
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Jonannalina - die Premiere |
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Wiener Staatsoper. Drei Topstars der Opernwelt erstmals gemeinsam in Giuseppe Verdis „Aida" auf der Bühne
— ein Sängerfest in einer seltsamen Optik. Konzertant wäre es nicht schlechter gewesen
Na das war ja einmal ein sängerisches Ereignis — erfreulich, dass es sich an
der Wiener Staatsoper begab. Anna Netrebko, Elina Garanca und Jonas Kaufmann
an einem Abend gemeinsam auf der Bühne, in Giuseppe Verdis „Aida". Nominell
das Größte vom Großen in diesem Fach, wie Messi, Mbappe und Neymar in einer
Mannschaft (ach ja, das gibt es schon, in Paris).
Der Andrang auf
diese Aufführung (und auf die weiteren) war so groß, dass man mit dieser
Besetzung durchaus ein Fußballstadion ausverkaufen hätte können. Wie früher
einmal bei den „Drei Tenören". Vielleicht wäre das ja auch ein
Geschäftsmodell für die aktuellen Protagonisten: gemeinsame Auftritte in
riesigen Arenen. Aber wie heißen sie dann, da sie sich ja über die Stimmlage
nicht vereinen lassen? KaufGarNet? Oder Jonannalina?
Wien kam in den
Premierengenuss der „Big 3", und es ist schön, dass es sich um eine
vollständige Oper und nicht um einen bunten Abend wie bei den „Drei Tenören"
handelte. Wobei die Premiere eine Wiederaufnahme der Produktion aus dem Jahr
1984 war, die damals schon aussah, als wäre sie aus 1884. Aber allein die
Stattfindung ist ein Triumph(marsch) für das Repertoire der Staatsoper.
Solche Preziosen zeigen die herausragende Stellung.
Debütanten Für
alle drei war es das Hausdebüt in der jeweiligen Rolle, für Garanca sogar
das Rollendebüt. Beginnen wir daher mit ihr. Ihr Mezzo, der dem Publikum
zuletzt schon so beeindruckende Abende in neuen Partien wie Kundry oder
Eboli beschert hatte, ist auch ideal für die Amneris in „Aida", obwohl diese
recht tief liegt. Garanca bewältigt die dunklen Passagen aber fabelhaft und
singt in der Höhe bestechend, mit viel Kraft, großem Ausdruck und enormer
Intensität. Sie ist auf Anhieb eine herausragende ägyptische Prinzessin.
Leider muss sie — wie alle anderen — seltsame Kostüme tragen und ist
darstellerisch so gut wie nicht geführt.
Anna Netrebko in der
Titelpartie agiert auf dem selben Toplevel — und man wüsste nicht, wer diese
Rolle besser singen sollte. Bei ihrem Rollendebüt 2017 in Salzburg war ihre
Stimme noch jugendlicher, aber auch heute bezaubert sie in allen Registern,
weiß wie keine andere stimmlich zu berühren und ist — trotz der Kostüme —
eine Erscheinung. Die Nil-Arie singt sie ebenso grandios wie das Finale mit
Kaufmann, allerdings sieht man sie da wegen des schlechten Lichtes kaum. Das
Publikum unterschied klar zwischen dem sängerischen Niveau und jenem ihrer
politischen Äußerungen und jubelte.
In einer eigenen Liga Jonas
Kaufmann tat sich als Radames am schwersten. Er mühte sich in manchen
Passagen sowohl mit der Intonation in der Höhe als auch mit dem Volumen ab,
bezauberte dann aber wieder mit atemberaubend schöner Phrasierung und seinem
prachtvollen Timbre. Wenn auch nicht alles perfekt war an diesem Abend
(innerhalb der Kaufmann-Liga), ist es dennoch eine Geschenk, ihn als Radames
zu hören. Seine besseren Rollen finden sich allerdings im Wagner-Fach.
Neben Jonannalina gab es u. a. einen erstklassigen Amonasro (Luca
Salsi), einen guten Ramfis (Alexander Vinogradov) und einen soliden König
(Ilja Kazakov) zu hören. Ein Opernabend dieser musikalischen Güte verdiente
allerdings auch einen adäquaten Dirigenten — den gab es mit Nicola Luisotti
nicht. Trotz des erstklassigen und präzise agierenden Staatsopernorchester
blieb manches vernachlässigt in punkto Dramatik und Differenzierung. Einen
wirklichen Qualitätsabfall gab es bei der Inszenierung von Nicolas Joel,
sofern man noch von einer solchen sprechen kann. Eigentlich sieht man nur
eine Bebilderung mit Gold-Kitsch, ägyptischen Versatzstücken und seltsamen
Avataren.
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