Der Standard, 15. Jänner 2023
Ljubiša Tošić
 
Verdi: Aida, Wiener Staatsoper ab 14. Januar 2023
Verdis "Aida" mit Netrebko, Garanča und Kaufmann an der Staatsoper
 
Dem Haus gelang mit dem Staraufgebot in der Inszenierung von 1984 Premierenwürdiges

Wer Ende Jänner abends zu ORF III und Verdis Aida hinzappt, dem könnte es bei der Übertragung ergehen wie vielen Livezeugen in der Staatsoper. Am Samstag wähnten sich nicht wenige angesichts all der monumentalen Bauten, die ein antikes Ägypten insinuierten, in einem Sandalenfilm. Es schien auch nicht ausgeschlossen, dass Elizabeth Taylor und Richard Burton (als Kleopatra und Antonius) erscheinen könnten, um zwischen Aida, Radames und Amneris zu vermitteln.

Natürlich muss der Regiemumie von Nicolas Joël (von 1984) auch Dank ausgesprochen werden. Sie besitzt eine Ausstattung, deren Material fünf Inszenierungen versorgen könnte. Chor und Seitenpersonal verdonnert sie jedoch zu skulpturaler Stehpartie. Das Gute daran: Es gibt keine Ablenkung von den Hauptfiguren, bei denen der Staatsoper Premierenwürdiges gelang.

Triumvirat der Vokalkunst
Was Vokalkunst zu bieten hat, war in einem Triumvirat vereint: Nach wie vor einzigartig, wie Anna Netrebkos Aida-Stimme in den Höhen ihre lyrische Pracht entfaltet und zwischen Diskretion und Expression changiert. Regelrecht einschüchternd, mit welcher Intensität Elīna Garanča es schafft, Amneris’ Wut und Verzweiflung mit dramatischem Furor regelrecht zu "erleben". Faszinierend schließlich, wie Jonas Kaufmann auch an exponiertesten Stellen sein samtiges Timbre mit emotionaler Exaltation verschmilzt. Mit Netrebko legte Kaufmann final auch ein Pianissimokunstwerk nach.

Dirigent Nicola Luisotti hätte das solide Staatsopernorchester bisweilen weniger dröhnen lassen können. Dennoch war zu hören, dass Luca Salsi (Amonasro), Alexander Vinogradov (Ramphis), Ilja Kazakov (König) und der Chor einen starken Abend hatten.

Applaus für alle. Bei einem Zwischenjubel für Netrebko, die neuerdings auf einer Sanktionsliste der Ukraine steht, gab es ein Buh.












 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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