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Kultur, 26.08.2022 |
Anita Grüneis |
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Konzert, Vaduz, 25. August 2022
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Jonas Kaufmann beim Vaduz Classic Festival – eine Sternstunde |
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Das diesjährige Vaduz Classic Festival erlebte mit dem Eröffnungskonzert am
Donnerstag einen höchstkarätigen Auftakt – mehr geht nicht! Das Programm war
mit ausgesuchten Arien aus Oper und Operette klug aufgebaut, das
Sinfonieorchester Liechtenstein SOL spielte unter der Leitung von Jochen
Rieder absolut souverän und Jonas Kaufmann bewies einmal mehr, dass er den
Titel «Star-Tenor» zu Recht trägt. Die Duette sang er mit der erstklassigen
Sopranistin Rachel Willis-Sørensen, und da beide mit viel komödiantischem
Talent ans Werk gingen, wurden die Arien zu kleinen Schauspiel-Szenen und
das Konzert zum höchst vergnüglichen Abend.
Opernwerke von Ruggero
Leoncavallo, Giacomo Puccini und Umberto Giordano bildeten den ersten Teil
des Abends, die sogenannte «Leichte Muse» war im zweiten Teil mit
Operettenliedern von Franz Lehar, Johann Strauss und Ralf Erwin zu hören.
Die Moderation übernahm Jonas Kaufmann gleich selbst und meinte nach dem
Auftakt mit Leoncavallos «Prologo» aus «I Pagliacci» mit einem Schmunzeln:
«Wenn Sie sich nun fragen, ob sie ein Bariton- oder Tenorkonzert gebucht
haben – das war nur ein kleiner Ausflug». Er kann eben beides – sowohl die
weichen Tiefen als auch die vollen Höhen. Und noch viel mehr. Das bewies er
während des gesamten Konzerts. Jonas Kaufmann lebt seine Rollen, er singt
sie nicht nur. Und so machte er bei Giacomo Puccini die Magie der Melodien
deutlich, dies auch gemeinsam mit Sopranistin Rachel Willis-Sørensen. Das
Duett «Oh soave fanciulla» aus «La Boheme» geriet mit ihrer strahlenden Höhe
und der Wärme seines Tenors zu einem dramatischen Highlight. Jonas Kaufmann
brillierte bei Puccinis «Turandot», er sang das «Non Piangere, Liu» mit viel
Innigkeit und sehr zurückgenommen. Auch bei Umberto Giordanos «Improvviso»
aus der Oper «Andrea Chenier» bewies er, dass Opernsänger heute nicht mehr
schmettern müssen wie einst Franco Corelli oder Mario Lanza, sondern dass
die Dramatik in der Interpretation liegt – Jonas Kaufmann ist ein Meister
darin und lud mit seiner lyrisch-dramatischen und innigen Darbietung zu
einem «Tag im azurblauen Raum» ein.
Ein bestens disponiertes
Sinfonieorchester Liechtenstein SOL
Schon im ersten Teil des Konzerts
wuchs das Sinfonieorchester Liechtenstein unter der Leitung von Jochen
Rieder über sich hinaus. Das zeigte sich sowohl bei der Begleitung der
Solisten – wobei der Dirigent äußerst feinfühlig und atemgenau auf die
Interpretationen achtete – als auch bei den konzertanten Stücken wie beim
Intermezzo von Puccinis «Manon Lescaut». Energiegeladen und zugleich
sensibel erzählte das Orchester von Manons Gefangenschaft und ihren
Gefühlen. Auch später, in der Polka „Leichtes Blut“ von Johann Strauss,
bewies das SOL seine Qualität als spielfreudiges, leidenschaftliches und
klangstarkes Orchester.
Wenn die leichte Muse Tiefe bekommt
Der zweite Teil des Abends war der Operette gewidmet, die oft als «Leichte
Muse» geschmäht wird. Dass dies völlig zu Unrecht geschieht, bewies Jonas
Kaufmann, der jedes einzelne Lied zu einer Geschichte werden ließ. Er
behauptet mit Franz Lehars «Guiditta» im Brustton der Überzeugung «Freunde
das Leben ist lebenswert» und blickte bei den Zeilen «Dort vom Fenster des
Palazzos» mit einem Augenzwinkern auf das hoch oben liegende Schloss Vaduz.
Doch von dort fielen keine dunkelroten Rosen, auch wenn die Cavatina des
Tenors zärtlich und herzschmelzend war. Später bewies er mit Rachel
Willis-Sørensen und dem «Wiener Blut» seine stimmlichen Schmeicheleinheiten,
mit Ralph Erwin küsste er die Hände der Madame und lud sie verführerisch in
sein blaues Himmelbett ein. Die «Lustige Witwe» Rachel Willis-Sørensen
antwortet ihm mit einem dem kraftvollen Vilja-Lied, woraufhin dann beiden
behaupten «Lippen schweigen, flüstern Geigen». «Die leichte Anzüglichkeit
der Texte», wie sie Jonas Kaufmann nannte, begeisterte das Publikum. Zudem
gab er den Texten eine tiefe volkstümliche Herzlichkeit. Bei seinem
inbrünstigen «Dein ist mein ganzes Herz» lächelte nicht nur das «Land des
Lächelns», sondern jeder und jede im Publikum. Als er dann bei der zweiten
Zugabe das elfmalige Schlagen der Vaduzer Kirchturmuhr abwartete und dann
Puccinis «Nessun dorma» intonierte, war an Schlaf wirklich nicht mehr zu
denken – das Konzert dauerte fast bis Mitternacht, denn insgesamt schenkten
Jonas Kaufmann, Rachel Willis-Sørensen, das SOL und Dirigent Jochen Rieder
dem Publikum sechs Zugaben! Gemäß dem Motto «From Austria with love» sang
Jonas Kaufmann zum Schluss «Wien, Wien, nur du allein» - diesmal als
Rausschmeißer! Dann machte sich das Publikum endlich auf den Heimweg.
Zu Beginn des Konzert-Abends gab Ernst Walch, vor fünf Jahren
Gründungsmitglied und seitdem Verwaltungsrats- Präsident von Vaduz Classic,
bekannt, dass er sein Amt an den «Ur-Liechtensteiner» Industriemanager
Philipp Elkuch übergeben wird. Dieser fügte hinzu, dass er ja auch ein
halber Österreicher sei und passte damit bestens zum diesjährigen Motto des
Festivals «From Austria with love». |
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