Nach Hugo Wolfs „Italienischem Liederbuch“ fanden sich nun vier Jahre
später erneut Diana Damrau, Jonas Kaufmann sowie der
Pianist Helmut Deutsch zum exemplarischen
„Liebeslieder“-Reigen, in munterem Wechsel von sechs Komplexen erklangen
Vertonungen von Robert Schumann und Johannes
Brahms. Zweifellos ohne zu übertreiben gab sich die unerreichte
Elite des gegenwärtigen Liedgesangs im Sopran- und Tenorfach die Ehre,
verschenkte genussvolle akustische wie optische Wonnen in überreichem Maße.
In höchst dialektischer Manier widmete sich das geniale Duo dem
unermesslichen Kosmos der Liebe in 40 Soli- und Duett-Preziosen.
Sieben Schumann-Lieder eröffneten den Reigen mit der tenoral wundervollen
Liebeserklärung Widmung, gefolgt von Jemand in betörend
schöner Sopranstimme gehüllt. Unmissverständlich wurde dem Hörer bewusst,
eine Sternstunde des Liedgesangs stand bevor. Gleich einem bunten
Kaleidoskop erklangen die Miniaturen zogen flugs in beredetem Plauderton
vorüber, kündeten von Liebe, Eifersucht, Neckereien also durchaus
menschlichen Regungen. Ohne überpointierten Pathos, charmant, keck, zuweilen
geprägt und erfüllt von nonchalanter Tristesse Es fiel ein Reif in der
Frühlingsnacht verstand es Diana Damrau in
unübertrefflicher Meisterschaft ausdrucksstarke Maßstäbe zu setzen. Bruchlos
führte die Sopranistin ihr herrlich-strahlendes Timbre in silberhelle obere
Regionen, offenbarte gleichsam wandelbare atmosphärische Regungen wo
gestalterisch nötig, zu vokal zarter Lyrik sich in dynamische Schattierungen
steigernd.
Überwältigend wie seine Partnerin durchleuchtete Jonas Kaufmann
die personifizierten Soli, bot den weiblichen Parts während der
hinreißenden Duette auf vortreffliche Weise Paroli, brachte seinen
kernigen, zuweilen dunkel getönten Tenor ins abenteuerliche Spiel mit ein.
Galant, nachsichtig, teils ironisch parierte der Sänger in tenoralem
Ausdruck- und Farbwechsel der Tongebungen zu ebenfalls ausgezeichneter
Diktion dem holden weiblichen Sentiment. Bewundernswert nach wie vor
Kaufmanns hervorragende Legato-Kultur, seine regelrecht betörenden Piani,
die Belcanto-Nuancierungen welche der exzellente Künstler in vorbildlicher
Musikalität stilsicher verband. Melancholische Tupfer flossen zu Auf
ihrem Grab, da steht eine Linde mit ein, um nur ein Beispiel zu nennen.
Vokale Raffinessen im Überfluss, stets den Schalk im Nacken servierte das
großartige Sängerpaar u.a. während der Brahms-Duette Vergebliches
Ständchen – Serenade. Wunderbar verinnerlicht, voll
tiefgründiger Bedeutung mit umschmeichelnder Wärme interpretierten Damrau
und Kaufmann ihre präzise vorgetragenen Parts, verschenkten musikalische
Wonnen von unvergleichlich besonderer Art.
Natürlich hatte wie unzählige Male zuvor am faszinierenden Gelingen der
Klavierpart sehr großen Anteil und Helmut Deutsch verstand
es wiederum, dass sich pianistische Begleitung und Stimmen zur
exemplarischen Verbindung auf hohem Niveau vereinten. Wie aufgereihte Perlen
ließ Deutsch die brillanten Tasten-Kaskaden glitzern, verband variierte
Ornamentik, feinnervige Anschläge in instrumentaler Perfektion zum
überwältigenden pianistischen Bogen, um so den Vertonungen die
überströmenden Gefühlswelten höchst differenziert zu schenken.
Ein Abend der Superlative ging wie im Fluge vorüber, hätte gewiss noch
andauern dürfen, wurde vom andächtig lauschenden, sehr disziplinierten
Publikum mit lautstarker Begeisterung honoriert und von den überragenden
Künstlern noch mit zwei wundervollen Duett-Zugaben belohnt.
|