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Wiener Zeitung, 14.4.2022 |
Sandra Fleck |
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Liederabend, Wien, 13. Apri 2022
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Liebe und Leid in Liedern
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Diana Damrau, Jonas Kaufmann und Helmut Deutsch bestritten einen
Liederabend im Musikverein.
"Ferne, ferne, ferne sang eine
Nachtigall" oder vielmehr Jonas Kaufmann, der mit seiner Interpretation von
Johannes Brahms "In Waldeinsamkeit" mehr Nähe entlockt als es sich der
Erzähler im Gedicht erwarten würde. Am Mittwochabend erzählen die
Liebeslieder von Brahms und Robert Schumann von der Eintracht und dem
Verfehlen der Liebenden. Kaufmann und Diana Damrau verkörpern diese: Er
singt ein Lied, dann sie, erneut er, wieder sie, mal winden sich Kaufmann
und Damrau – auch körperlich – umeinander, dann treten sie auf Abstand
zueinander in Dialog und schmachten bis zur letzten Zugabe.
Bevor der
Fluss der Liebe das Publikum des Goldenen Saals im Musikverein mit Seufzern
ertränkt, zieht erst die Pause vorüber. Während die Blicke Kaufmanns im
ersten Teil starr gerichtet und die Hände geballt zu Fäusten sind, ist die
Spannung im zweiten Teil gelöst. Er agiert freier, freudiger und stimmlich
in den tiefen wie auch hohen Lagen sanfter. Diana Damrau spielt und singt
neckisch höchste Töne, bei denen der Schmerz von Beginn an im gesamten Raum
mitschwingt. Fabulös ist ihre Aussprache hingegen nicht. Dabei präsentieren
ihre Kleider die Stimmung der beiden Teile; das erste mit Blutrot auf
Schwarz strahlt Wärme aus und spiegelt sich im erleuchteten Saal wie
Kaminknistern wider. Auf dem weißen Kleid glitzern silberne Applikationen
keck wie die Himmelskörper in Schuhmanns "Mein schöner Stern".
Zu
Helmut Deutsch und der wahren Liebe der Klaviermusik sei gesagt: Wann spielt
er endlich einen Soloabend? |
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