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Online Merker, 12.08.2022 |
Marcel Burkhardt |
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Beethoven: Fidelio, Gstaad und Grafenegg, August 2022
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GSTAAD/ Schweiz / Menuhin Festival: FIDELIO konzertant |
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Konzertante Aufführung von Fidelio am Gstaad Menuhin Festival vom 11.8.2022 |
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Der Titel des diesjährigen Festivals lautet Wien – Beethoven delayed. Das
Festival konnte Beethoven vor zwei Jahren zu seinem 250 Geburtstag wegen der
Pandemie nicht gebührend feiern. Dies wird in diesem Jahr nachgeholt. In
über 65 Konzerten werden vom 15. Juli bis zum 3. September am Menuhin
Festival die musikalischen Pfade Wiens durch die Jahrhunderte abgehalten.
Beethoven hat nur eine Oper geschrieben. Sie ist Ausdruck seines
dramatischen Genies, das er bekenntnishaft in den Dienst seiner tiefsten
Überzeugung stellt, durchweht vom Geist der Aufklärung und der Französischen
Revolution, vom Geist der Freiheit und Brüderlichkeit. In Fidelio sehen und
hören wir eine Frau «Leonore» die nichts unversucht lässt, um ihren Gatten
«Florestan» aus dem Gefängnis zu befreien und sich sogar unter dem Namen
Fidelio als Mann ausgibt, um in seiner Nähe zu gelangen.
Der
Schauspieler Peter Simonischek liest Deutsche Texte aus Roccos Erzählungen
und unterbrach damit die Kontinuität der Musik. Das mag den einen Zuhörern
gefallen und den anderen weniger. Zusammen hat der Sprechteil und der Gesang
das Werk auf drei Stunden verlängert.
Der Dirigent Jaap van Zweden
spielte mit dem Gstaad Festival Orchestra eine von grosser Emphase
durchdrungene Freiheitshymne. Der ausgezeichnete Tschechischer
Philharmonischer Chor Brno sang ergreifend: „O welche Lust, in freier Luft
den Atem leicht zu heben!“ und half somit die unsichere Sehnsucht der
Freiheit zu erhellen.
Sinead Campbell-Wallace interpretierte mit
ihrem jugendlich-dramatischen Sopran eine starke und zugleich sensible
Leonore: Die Entdeckung des Abends! Ihre Stimme jubilierte mit
Kampfbereitschaft in den Höhen mit der Arie: „Abscheulicher! Wo eilst du
hin? … Komm, Hoffnung, lass den letzten Stern der Müden nicht erbleichen!“
Florestan wurde von Jonas Kaufmann mit seinem heldenhaften Tenor
äusserst ausdrucksvoll gesungen, wohl einer der schönsten Stimmen für die
Arie: „Gott! Welch Dunkel hier! … In des Lebens Frühlingstagen“. Eine
wunderbare Interpretation, die durch Mark und Beine geht…
Der
„Mitläufer“Rocco wurde von dem Bariton Andreas Bauer Kanabas mit
samtschwarzer Stimme ausdruckvoll gesungen in der Arie:„Hat man nicht auch
Gold beineben“. Sein eifriges Obrigkeits- und Besitz-Denken verführt ihn
fast an die Grenze des Mordes.
Bass-Bariton Falk Struckmann singt
hasserfüllt und wütend das Ungeheuer Pizarro mit viel Verve und in einer
angsterfüllenden Interpretationsart wird die Arie: „Verwegner Alter! Welche
Rechte legst du dir frevelnd selber bei?“ interpretiert.
Die
Sopranistin Christina Landshammer singt mit einem sehr attraktiven Timbre
die Marzelline, auch der Jaquino vom Tenor Patrick Grahl zeigt in der Stimme
saubere Intonationen.
Sehr schön gesungen wurde der Don Fernando von
dem Bariton Mathias Winckhler. Der 1. Gefangenen übernahm der Tenor und
Chorsolist Tomas Chloupek. Der 2. Gefangene wurde von dem Tenor und
ebenfalls Chorsolisten Vaclav Jerabek wunderbar interpretiert.
Das
Publikum im ausverkauften Saal genossen dem Abend sehr und würdigte die
Aufführung mit stehenden Ovationen. Diese Brise Wien, die nach Gstaad
verlegt wurde, tut gut und stimmte fröhlich.
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