Das Opernmagazin, 24. Dezember 2022
von Marco Stücklin
 
Puccini: Tosca, Zürich, ab 15.12.2022
„TOSCA“ IM OPERNHAUS ZÜRICH – „UND ES LEUCHTEN DIE OPERNSTERNE“
 
Mit seiner Erfolgsoper „Tosca“ hatte sich Giacomo Puccini erstmals mit einem ganz anderen Frauentyp auseinandergesetzt. Waren es bei Mimi und Manon eher verletzliche Frauen, so begegnen wir hier mit Floria Tosca einer wahren Diva, einer starken und kämpferischen Persönlichkeit, so, wie die beiden Librettisten Luigi Illica und Giuseppe Giacosa diese Figur sahen. Die Geschichte beruht auf dem Drama „La Tosca“ von Victorien Sardou, welchem ein Konflikt aus dem Jahre 1800 zugrunde liegt. (Vorstellung v. 17.12.2022)

Auch wenn man als Opernfreund dieses Werk schon in vielen Interpretationen gesehen hat, so ist die Wiederaufnahme der Inszenierung aus dem Jahre 2009 von Robert Carsen und in der Ausstattung von Anthony Ward nach wie vor einen Besuch wert. Die Idee, die Handlung in einem Theater auf der Bühne stattfinden zu lassen, ist überzeugend und die Ästhetik ein Genuss für das Auge. Gerade weil man auf große Effekte verzichtet hat, kommen die Lichteffekte von Davy Cunningham besonders gut zur Geltung. Dadurch werden die Sänger/innen auch als Schauspieler/innen wahrgenommen und müssen mehr als nur mit ihrer Stimme überzeugen.

Für drei Galaaufführungen, welche seit Monaten ausverkauft waren, konnte man den Startenor Jonas Kaufmann gewinnen. Dieser war bereits am Anfang seiner Karriere im Opernhaus Zürich engagiert und hat auch 2009 die Premiere dieser Inszenierung gesungen. Dass er nun nach vielen Jahren Abwesenheit wieder zu hören war, hat natürlich eine große Nachfrage nach den Karten ausgelöst. Kurz vor der Aufführungsserie musste man allerdings bangen, ob er in der Lage sein wird, auftreten zu können, denn einige Tage vorher musste Jonas Kaufmann wegen einer Erkältung andere Aufführungen absagen. Glücklicherweise hat er sich aber rechtzeitig erholt und durfte einen gewaltigen Erfolg für sich buchen. Seine Stimme ist etwas dunkler geworden und überzeugt durch sichere Spitzentöne und feinste Nuancierung in seinen Arien. Die „Vittoria“-Rufe zeigten die Kraft seiner Stimme aufs Schönste. Leider musste er die dritte Aufführung wegen einer Erkrankung dann erneut absagen.

Doch dieser Abend war auch mit der Besetzung der weiteren Hauptpartien eine Sternstunde der Oper. Gerade der zweite Akt wurde zu einem Gänsehaut erzeugenden dramatischen Erlebnis.

Die weltweit gefragte Sopranistin Sondra Radvanovsky zeigte hier als Tosca eine großartige Leistung. Mit Stimme und Spiel war sie die ideale Interpretin der Rolle dieser Diva und zog das Publikum sofort in ihren Bann. Bei ihr spürt man, dass sie ihre Rolle nicht nur spielt, sondern sie förmlich erlebt. Sie brillierte mit hohen Spitzentönen und feinster Ausgestaltung in allen Stimmlagen und wenn dann in der Arie „Vissi d‘arte“ die Gefühle überhand nehmen, glaubt man dieser großen Sängerin jedes Wort. Wenn der walisische Bassbariton Sir Bryn Terfel als Baron Scarpia mit seiner Interpretation dieses lüsternen fiesen Machthabers zu erleben ist, dann findet großes Operndrama in Perfektion statt. Terfel lässt alle Facetten dieses Charakters aufleuchten. Derzeit gehört er zweifellos zu den überzeugendsten Darsteller dieser Partie.

Mit Brent Michael Smith als Cesare Angelotti, Valeriy Murga als Mesner, Martin Zysset als Spoletta, Aksel Daveyan als Sciarrone, Claire Schurter als Hirte und Benjamin Molonfalean als Un carciere waren auch die Nebenrollen bestens besetzt.

Solche gesanglichen Leistungen sind nur möglich, wenn auch das Orchester die Sänger trägt und Puccinis herrliche Musik in die Stimmung auf der Bühne einfließen lässt. Dass das Opernhaus Zürich mit Generalmusikdirektor Gianandrea Noseda einen Glücksgriff getan hat, durfte man schon bei vielen Aufführung erleben. An diesem Abend gelang einmal mehr eine packende Orchesterleistung. Sei es in den ganz dramatischen Szenen oder in den gefühlvollsten Momenten, stets wurde genau die richtige Spannung erzeugt. Auch die Soli des Cello und der Klarinette zeigten die große Qualität der Philhamonia Zürich. Der Chor der Oper Zürich unter der Leitung von Ernst Raffelsberger bot ein gewaltiges „Te Deum“ im ersten Akt.

So wurde dieser Abend nicht der Abend eines einzelnen Solisten, sondern ein glanzvoller Beweis einer perfekten Ensembleleistung. Der Applaus des begeisterten Publikums war die verdiente Würdigung dieses außergewöhnlichen Opernabends.















 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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