Kurier
Susanne Zobl
 
Giordano: Andrea Chenier, Wiener Staatsoper, ab 30.11.2022
Einzigartig, wahrhaftig: Jonas Kaufmann in "Andrea Chénier" an der Staatsoper
 
Zustimmung zu den Sängern, Einwände gegen den Dirigenten

Es gibt vor allem drei Gründe, die aktuelle Aufführungsserie von Umberto Giordanos Revolutionsoper „Andrea Chénier" in der aktuellen Spielserie der Wiener Staatsoper zu besuchen. Diese liefert die Besetzung der zentralen Partien: Jonas Kaufmann, der seit seinem Debüt 2015 in London die Titelrolle zu seinem Kernrepertoire zählt, verkörpert diesen Dichter mit überwältigender Wahrhaftigkeit. Ein begnadeter Gestalter, der Emotionen auf der Bühne lebt. Sein "Come un bel di di maggio" geht tief ins Herz, verstörend aufwühlend interpretiert er den Lebensabschied mit seinem einzigartigen Timbre.

Maria Agresta ist eine betörende Maddalena di Coigny. Ihr „La mamma morta" rührt zu Tränen. George Petean zeigt den Gerard mit der Kraft der Überzeugung. Die junge Mezzosopranistin Isabel Signoret lässt als Bersi, Michael Arivony als Roucher aufhorchen. Stephanie Houtzeel ergänzt achtbar als Mutter. Monika Bohinecs Madelon verschwindet unter der Wahrnehmungsgrenze. Nicht so Wolfgang Banns Mathieu, der sich in Otto Schenks Inszenierung gut in Szene setzt.

Die stärksten Einwände richten sich gegen Franceco Lanzillottas Dirigat. Den ersten Akt kardätscht er komplett nieder. Für das Zudecken von Chéniers „Improvviso" hätte ihm schon die rote Karte gebührt. Vielleicht ändert sich das in den Folgevorstellungen. Viele Bravos für die Sänger, Buhs für den Dirigenten.














 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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