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der Standard, 5. August 2021 |
Miriam Damev |
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Liederabende, Wien, Theater im Park, 11. Juli, 3. und 8. August 2021
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"Hollarie!" Jonas Kaufmann mit Wienerliedern bei "Theater im Park" |
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Hingebungsvoll & hinreißend: Der Startenor singt im Belvederegarten gleich drei Mal. Was für ein Dienst am Publikum! |
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Wien – Während sich entlang der Prinz-Eugen-Straße der Verkehr staut,
herrscht hinter der langen, hohen Mauer, die den Gehsteig säumt,
paradiesische Ruhe. Hier verbirgt sich einer der schönsten Orte Wiens, ein
geheimer Park, eingebettet zwischen Belvederegarten und Palais
Schwarzenberg. Seit vorigem Sommer wird der Ort von Michael Niavaranis und
Georg Hoanzls "Theater im Park" bespielt und glänzt dabei mit großen Namen.
Heuer auch mit dem von Startenor Jonas Kaufmann.
Er tritt hier in
ganz ungewohnter Umgebung auf. Langsam füllt sich der Ort. Neben den
Sitzreihen gibt es Heurigentische und Liegestühle, wo es sich die Leute bei
Würstel mit Senf und einem Glas Wein gemütlich machen. Hinter der Bühne, die
zwischen zwei riesigen Platanen steht, singt sich schon Kaufmann ein.
Insgesamt drei Liederabende gibt der Startenor diesen Sommer hier, abseits
der großen Festivals und Konzertsäle, dafür in ungezwungener Atmosphäre
unter freiem Himmel.
Ein pensioniertes Ehepaar aus der Nachbarschaft
hat es sich unter einem Kastanienbaum auf zwei Liegestühlen bequem gemacht.
Sie wohnen gleich ums Eck und kommen seit letztem Sommer regelmäßig ins
Theater im Park – vor allem wegen des Kabarettprogramms. Heute ist das
anders.
"Unbedingt den Kaufmann"
"Klassische Musik ist
eigentlich nicht so meines, aber meine Frau wollte unbedingt den Kaufmann
hören", sagt Robert und tunkt sein Würstel in Senf. "Aber nicht in der
Oper", antwortet Annemarie, "hier im Park können wir unseren Rosé trinken
und etwas essen, fast wie beim Heurigen." Gemütlich soll es sein, deshalb
haben beide Decken und Polster mit – "für den Rücken".
Um Punkt acht
betreten Jonas Kaufmann und sein Pianist Helmut Deutsch das Podium. Der
Tenor, lässig gekleidet und mit leicht offenem Hemd, räuspert sich mehrmals.
"Das wird schon", sagt er etwas heiser ins Mikrofon und legt sogleich los.
Für das Konzert hat er Lieder von Richard Strauss, Wienerlieder und
Operettenarien ausgewählt. "Auf, hebe die funkelnde Schale empor zum Mund,
und trinke beim Freudenmahle dein Herz gesund", heißt es zum Auftakt in
Strauss’ Heimliche Aufforderung. Kaufmann singt es mit viel Hingabe, ganz
kurz streikt die Stimme, was hier aber glücklicherweise niemanden stört.
Begnadeter Geschichtenerzähler
Nach jeder Nummer gibt es
begeisterten Applaus. Es folgen Lieder über die Natur und das Leben, bei
denen sich Kaufmann wieder einmal als begnadeter Geschichtenerzähler
erweist. Mittlerweile hat er sogar den "Wiener Schmäh" drauf, diesen
einzigartigen Ton zwischen Nostalgie und Melancholie, zwischen Schwärmerei
und Raunzerei.
Hinreißend geraten Johann Strauß’ Draußen in Sievering
und Hermann Leopoldis Café in Hernals. Gemeinsam zelebrieren Kaufmann und
Deutsch das Leichte, Unperfekte. Die Sonne ist inzwischen untergegangen, der
Wind streift durch die Blätter, und Fledermäuse fliegen aus ihren
Verstecken. Auf den offiziellen Teil des Abends folgen noch ein paar
Zugaben. Kaufmann hat mittlerweile ein Glas Wein in der Hand und prostet den
Menschen zu. "I bin a stiller Zecher, drum mach’ i so an Lärm! Hollarie,
hollaro, halli, hallo!", singt er in fast perfektem Wienerisch. Die Künstler
werden vom Publikum mit Geschenken bedacht. Kaufmann bedankt sich, winkt und
verschwindet. Am Sonntag tritt er hier noch einmal auf.
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