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Abendzeitung, 14. Mai 2021 |
Robert Braunmüller |
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Wagner: Die Walküre, 1. Akt, Bayerische Staatsoper, 13. Mai 2021
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"Die Walküre" in der Staatsoper: Wie schön ist doch die Musik
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Die Staatsoper startet nach der Corona-Pause mit dem ersten Aufzug
der "Walküre", gesungen von Lise Davidsen, Jonas Kaufmann und Georg
Zeppenfeld.
München - Das Bayerische Staatsorchester wurde
beim Betreten der Bühne mit stehendem Applaus begrüßt. Dann sprach der
scheidende Intendant Nikolaus Bachler von einem "fast historischen Moment"
in der 350-jährigen Geschichte der Institution, die er noch bis zum Ende der
Spielzeit leiten wird. Nichts könne den Zuschauerraum in Verbindung mit der
Bühne ersetzen. "Und wenn sich die Tore des Theaters öffnen, öffnen sich
auch die Herzen, Gedanken und Sinne", so Bachler.
Der Hausherr lobte
auch gleich noch die "fast ihresgleichen suchende" Besetzung des konzertant
aufgeführten ersten Aufzugs von Richard Wagners "Die Walküre". Und so sehr
solcher Panegyrik misstraut werden sollte, und bei aller gebotenen Vorsicht
angesichts der hochgespannten Erwartungen nach einem halben Jahr Pause:
Bachler behielt recht.
Jonas Kaufmann ideal als Siegmund Besser
lassen sich die drei Rollen dieses Akts im Moment nicht besetzen. Und selbst
wer sich noch an die heroischen Zeiten des Wagner-Gesangs vor 50 oder 60
Jahren erinnert, dem dürften kaum bessere Vertreter der Rollen des Siegmund,
der Sieglinde und des Hunding einfallen, die nicht nur mit Spitzentönen
prunken, sondern auch das Drama zur Wirkung bringen.
Jonas Kaufmann
ist mit seinem baritonalen Heldentenor ideal für die vergleichsweise tief
liegende Partie des Siegmund. Die Pause hat ihm gut getan, die zuletzt immer
wieder hörbaren Kratzer in der Stimme sind verschwunden. Als Interpret ist
der Münchner stark wie eh und je: Seine "Wälse"-Rufe erschüttern im großen
Raum des Nationaltheaters das Zwerchfell des Zuhörers und sind doch Ausdruck
existenzieller Verlassenheit. Gleich am Anfang, als Siegmund davon spricht,
"die Sonne" lache ihm nun neu, blitzt in der Färbung der Stimme eine erste
Verliebtheit in Sieglinde auf, und auch später, etwa bei den "Winterstürmen"
nimmt sich Kaufmann immer wieder lyrisch zurück.
Mindestens genauso
gut und stark singt auch Lise Davidsen. Sie flutet den Raum mit
trompetenhaften Spitzentönen, wie sie schon lange aus der Kehle einer
Sopranistin nicht mehr erklungen sind. Aber die Norwegerin kann auch sehr
lyrisch und liedhaft werden, mit einer hohen Textverständlichkeit, die
Vertreterinnen ihres Fachs nicht immer gegeben ist. Und sie weiß wie
Kaufmann, dass laute Töne noch mehr Effekt machen, wenn zwischenzeitlich
auch einmal gedämpft gesungen wird.
Georg Zeppenfelds Bass ist in
seiner Schwärze als Hunding perfekt, Asher Fisch fand mit dem sehr opulent
und farbig spielenden Bayerischen Staatsorchester einen idealen Mittelweg
zwischen sängerfreundlicher Begleitung und hitziger, vorwärtsdrängender
Dramatik. Am Ende gab es - fast möchte man sagen: naturgemäß - heftige
Ovationen. Dann fiel der Vorgang, und als er sich wieder öffnete, begleitete
Fisch noch am Klavier drei Zugaben. Kaufmann wählte die "Träume" aus Wagners
"Wesendonck-Liedern", Lise Davidsen sang ein Frühlingslied von Edvard Grieg,
Zeppenfeld verabschiedete sich mit Richard Strauss und den abgewandelten
Worten des Morosus ("Die schweigsame Frau"): "Wie schön ist doch die Musik -
aber wie schön erst in diesen Zeiten."
Publikum wäre sich gerne in
den Armen gelegen Da wollte keiner widersprechen. Hätte die Etikette es
nicht verboten, wäre sich das Publikum zuletzt noch in den Armen gelegen.
Vom Besuch weiterer Vorstellungen möge sich in den nächsten Wochen niemand
durch die Umstände abhalten lassen: Tests sind in der Innenstadt für
Einheimische kostenlos, schnell und problemlos aufzutreiben. Und der Einlass
ins Nationaltheater erfolgt fast wie gewohnt.
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