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Abendzeitung, 15.02.2019 |
Robert Braunmüller |
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Konzert, München, Philharmonie, 14. Februar 2019 |
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Arien und Duette mit Jonas Kaufmann und Anita Rachvelishvili
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Zuletzt – auch beim Auftakt zu dieser Tournee – war immer wieder zu hören,
dass der Glanz ein wenig abblättere. In seiner Heimatstadt präsentierte sich
Jonas Kaufmann hingegen in Bestform. Es gab keine Risse und Sprünge im
tenoralen Metall. Nicht eine Spur von Grünspan trübte die bronzene Stimme
und heisere Störgeräusche mischten sich auch nicht hinein.
Natürlich
lässt sich darüber streiten, ob Kaufmanns schwere dunkle Stimme wirklich zu
französischer Opernmusik passt. Die Tradition bevorzugt das schiere
Gegenteil: nasale, oboenartige Stimmen. Der Münchner löst dieses Problem
durch eine enorme Kunstfertigkeit und eine perfekt beherrschte Kultur des
Leise-Singens, die strahlende Spitzentöne am Schluss um so effektvoller
wirken lässt.
Ein Traum Der Münchner hält sich nicht an das
bewährte Tenor-Rezept, im Zweifel laut zu singen und französische Musik als
leicht verdünnten Puccini zu misshandeln. Kaufmann verzichtete darauf, das
hohe B am Ende der Blumenarie aus Bizets „Carmen“ effektvoll in den
ausverkauften, sogar auf der Bühne mit Zuschauern besetzten Gasteig zu
röhren, sondern ließ den Ton kultiviert an- und abschwellen. Gleich zu
Beginn demonstrierte er seine Kunst bei „Ô Paradis“ aus Meyerbeers
„L’Africaine“. Er begann leise, steigerte den Mittelteil und setzte bei der
Wiederholung einen effektvollen Schlussakzent.
Am Ende des ersten
Teils erschien Anita Rachvelishvili für die „Habanera“ aus „Carmen“ und das
Duett aus dem ersten Akt von Jules Massenets „Werther“. Die Georgierin setzt
ihre opulente Stimme ähnlich nuanciert ein und verzichtet auf die billige
Urgewalt vulgärer Brusttöne, die sie vermutlich auch drauf hätte. Der ganze
„Werther“ mit diesem Paar – das wär’ ein Traum.
Die wackere PKF
Prague Philharmonia ließ die Beikost hin und wieder mehr nach Dvo(r)ák
schmecken. Jochen Rieder ist ein guter Begleiter, aber kein
Berlioz-Dirigent. Mit der Ouvertüre zu Offenbachs „Rheinnixen“ enthielt das
Programm dank der später in „Hoffmanns Erzählungen“ eingegangenen Barcarole
auch einen attraktiven Neuzugang.
Melancholie und Spaß Nach der
Pause bewährte sich das kultivierte Laut-Leise-Prinzip in der Arie aus „La
damnation de Faust“ von Berlioz, dem Gebet aus Massenets „Le Cid“ und der
von Kaufmann leider etwas neutral vorgetragene Arie „Rachel, quand du
Seigneur“ aus Halévys „La Juive“. Anita Rachvelishvili durfte leider kein
Solo mehr singen und erschien erst zum halbszenischen Finale aus „Carmen“.
Kaufmann wurde von der Damenwelt in den vorderen Reihen mit Geschenken
überschüttet. Er dankte mit der Ossian-Szene aus „Werther“ und einer Arie
aus „Manon“. Weil das französische Repertoire für Tenor und Mezzo nach
„Carmen“ und „Werther“ weitgehend ausgeschöpft war, gab es zum Schluss
Offenbachs Barcarole als zweites Katzenduett. Denn ein Spaß nach zweieinhalb
Stunden Weltschmerz und Tragik schadet nie.
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