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Kurier, 15. Mai 2018 |
Peter Jarolin |
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Konzert, 13. Mai 2018, Wien, Konzerthaus
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Jonas Kaufmann: Perfekte Werbung in eigener Sache |
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Kritik. Der Startenor gastierte bei "Great Voices" |
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An der Wiener Staatsoper ist Jonas Kaufmann kommende Saison gar nicht zu
erleben. Also müssen die zahlreichen Verehrer zumindest in Österreich auf
das Konzertpodium ausweichen, um ihren Liebling hören zu können. Etwa auf
das Wiener Konzerthaus, wo Kaufmann im Rahmen einer „Great Voices" -Tournee
zur vokalen Audienz bat. Im Gepäck hatte er dabei Arien sowie Szenen aus
französischen Opern. Vieles davon hat Kaufmann auch auf seinem jüngsten
Album „L' Opera" eingespielt. Ein bisschen Werbung in eigener Sache also,
die — wenn sie so dargeboten wird — jedoch mehr als legitim ist.
Wenig Flair Schade nur, dass Kaufmann hier nicht (anders als auf
Tonträger) auf die Dienste des Bayerischen Staatsorchesters unter der
Leitung von Bertrand de Billy zurückgreifen konnte. Denn die an sich wackere
und sehr bemühte Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz mit Dirigent
Jochen Rieder ließ es bei diesem doch heiklen französischen Programm
mitunter sehr an Sentiment, Flair und Esprit vermissen.
Da wäre bei
den zwischendurch eingestreuten Ouvertüren (etwa zu „Mignon" von Ambroise
Thomas, zu den „Rheinnixen"von Jacques Offenbach oder Emmanuel Chabriers
„Habanera") musikalisch mehr möglich gewesen.
Egal, es ging ohnehin
vor allem um Kaufmann. Und der Tenor wurde seinem exzellenten Ruf (nach
einer kurzen Aufwärmphase) wieder mehr als gerecht.
Ein paar Bespiele
gefällig? Herrlich, wie Kaufmann mit seinem samtenen, immer mehr ins
Baritonale gehenden Tenor die Arie des Romeo aus Gounods „Romeo et Juliette
"interpretierte, wie er bei der großen Arie des Rodrigue aus Massenets
„Le Cid"viel Herzblut hineinlegte. Ein absoluter Höhepunkt (neben „La
damnation de Faust" von Hector Berlioz) jedoch wurde die Arie des Eleazar
aus Jacques Fromental Halevys „La juive”. Wunderbar phrasiert und
erschütternd intensiv!
Viel Dramatik Ähnliches galt auch für das
Finale des zweiten Aktes aus Jules Massenets „Werther"sowie einigen Szenen
aus Georges Bizets „Carmen". In beiden Fällen konnte Kaufmann auf die gute
amerikanische Mezzosopranistin Kate Aldrich vertrauen, die nicht nur eine
glaubwürdige „Werther" -Charlotte gab, sondern auch bei der Habanera Carmens
(„L'amour est un oiseau rebelle") überzeugte. Dass Kaufmann mit „La fleur
que tu m'avais jetée"als Don José die passende „Antwort"fand, versteht sich.
Wie auch das Finale des vierten Aktes von „Carmen" („C' est toi? C'est moi!"
) einen zu Recht umjubelten Abschluss des offiziellen Teils bot. Für die
Ovationen dankte man mit schönen Zugaben.
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