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Die Presse, 15.05.2018 |
Von Walter Weidringer |
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Konzert, 13. Mai 2018, Wien, Konzerthaus
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Jonas Kaufmann liebt und leidet auf Französisch |
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Begeisternd: ein Konzerthaus-Abend mit französischem Repertoire |
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Schade: Das Duett aus „Samson et Dalila“ wäre ein pikanter Kontrapunkt zur
aktuellen Staatsopernpremiere gewesen. Aber das französische Repertoire des
19. Jahrhunderts ist such ohne Saint-Saens reichhaltig – und Jonas Kaufmann
fühlt sich darin pudelwohl. Die jüngste Serie von „Andrea Chenier“ im Haus
am Ring war stimmlich nicht perfekt ausgeglichen, doch im Konzerthaus
präsentierte sich Kaufmann in tadelloser Form, um in der Reihe „Great
Voices“ die Kunde von seiner CD „L`Opéra“ zu verbreiten.
Werden dort
Sonya Yoncheva und Ludovic Tézier als Partner aufgeboten, trat live Kate
Aldrich an Kaufmanns Seite. Die US-Mezzosopranistin ließ sich als Charlotte
von seinem Werther anschmachten und zeigte ihm als Carmen auf heiße Art die
kalte Schulter – dramatische Höhepunkte des Abends. Die musikalischen
Glanzstücke lieferte Kaufmann solo, souverän vermittelnd zwischen Pathos und
Schlichtheit, Glanz und Feingefühl: Er lieh dem Vasco da Gama seine
geschmeidige Halbstimme, machte Josés Blumenarie zur Pianissimo-Studie,
klagte inbrünstig als Eléazar und steigerte sich bei Massenets „Le Cid“ zu
vollends heldischem Gebaren. Roméos „Ah! Léve-toi, soleil!“ singt er, wie
viele Tenöre, einen Halbton transponiert.
Hell und süß tönt so etwas
bei ihm bekanntlich nie, aber das Kehlig-Dunkle entwickelt seinen eigenen
Reiz. Die Orchester kommen bei dergleichen Arien- und Duettparaden
gewöhnlich am schlechtesten weg. Die Deutsche Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz unter Jochen Rieder macht keine Ausnahme. Standing Ovations.
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