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bachtrack, 21 August 2018 |
Von Isabella Steppan |
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Wagner-Konzert, Walküre, 1. Akt, Grafenegg, 19. August 2018
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Sommerhitze statt Winterstürme: Wagner's Walküre mit Jonas Kaufmann in Grafenegg |
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Man hätte beim schnellen Blick in das Programm fast meinen können, das
eigentliche Konzert beginne erst nach der Pause, war doch werbeträchtig „Die
Walküre mit Jonas Kaufmann“ als Titel auf der Website des
Grafenegg-Festivals zu lesen. Weil aber der konzertant dargebrachte erste
Aufzug von Richard Wagners Walküre mit knapp über einer Stunde Spieldauer
selbst mit viel gutem Willen nicht als abendfüllendes Programm durchgeht,
trat das Gstaad Festival Orchestra unter Jaap van Zweden an diesem
hochsommerlichen Abend zunächst zu einem musikalischen Appetizer an.
Ein bisschen zusammengewürfelt, um auf mehr Spielzeit zu kommen, wirkte
allerdings dieser erste Konzertteil – das Vorspiel zum ersten Aufzug der
Meistersinger, Vorspiel und Liebestod aus dem Tristan sowie der Ritt der
Walküren. Am meisten überzeugen konnte das Orchester, von Jaap van Zweden
mit expressiver Gestik geleitet, dabei mit dem Tristan-Vorspiel,
insbesondere die berückend raunenden Celli, die das innere Drängen spürbar
machten, waren ein Genuss. Dem Liebestod fehlte es für meinen Geschmack
hingegen an Elegie, kurz gesagt, es war ein schneller und wenig berührender
Tod. Möglicherweise war es der Akustik des Wolkenturms bzw. meines Platzes
geschuldet, dass die blitzsauber spielenden Blechbläser phasenweise
auffällig laut und – im Gegensatz zum restlichen Orchester – vor allem sehr
knallig ankamen; besonders beim Walkürenritt wähnte ich mich inmitten der
Hufe einer fliehenden Pferdeherde, wobei ein bisschen weniger Lautstärke
jedoch mehr gewesen wäre.
Nach der Pause ließ sich der Hausherr
selbst, Rudolf Buchbinder, seinen Auftritt nicht nehmen und kündigte Jonas
Kaufmann als indisponiert an. Nicht die Stimme, sondern ein gebrochener Zeh
machten dem Tenor zu schaffen und so litt dieser Siegmund in Hundings Haus
auch optisch gleich ein bisschen überzeugender. Gesanglich ließ Kaufmann
sich nichts anmerken, die Stimme klang wieder deutlich weniger gaumig als
noch vor einem Jahr und das charakteristische Timbre – baritonaler Tenor
oder tenoraler Bariton? – bleibt schlicht und ergreifend Geschmackssache.
Was mich persönlich jedoch wirklich stört, sind die anhaltenden
Vokalverfärbungen; so wurde zum Beispiel aus dem Schwert „Nothung“ mal eben
„Nothong“. Was jedoch die Stimmführung betrifft, seien es die sauberen Höhen
oder die mühelosen Bögen, und auch die facettenreichen Klangfarben, daran
gab es nichts auszusetzen. Wirklich beeindruckend gelangen dann auch die
gefühlt ewigen, bruchlosen Wälserufe.
Als Sieglinde an seiner Seite
lieferte Martina Serafin eine durchwegs gute Leistung ab, wobei sie ihre
stärksten Momente in den lyrischen Passagen hatte, in denen ihr warmer
Sopran frei strömen konnte. In der Höhe, und hierbei besonders im Forte,
fing die Stimme jedoch immer wieder zu flackern an und lief Gefahr, in
schrilleren Frequenzen zu landen. Ab den Winterstürmen nahm dann auch die
emotionale, rauschhafte Komponente in der stimmlichen Gestaltung von
Kaufmann und Serafin richtig Fahrt auf, sodass man spätestens ab diesem
Zeitpunkt komplett vergaß, dass es sich nur um eine konzertante Vorstellung
handelte. Der dritte im Bunde, Bassbariton Falk Struckmann als Hunding,
überzeugte leider weit weniger, als seine beiden Kollegen. Er schien einen
schlechten Abend erwischt zu haben, klang die Stimme doch meist angestrengt
und zuweilen gar kurzatmig, besonders in den Tiefen der Partie. Auch blieb
er in der Rolle des – auf gut österreichisch ausgedrückt – Ungustls
stimmlich für mein Empfinden einfach zu wenig furchteinflößend und
despotisch.
Deutlich zurückhaltender, subtiler und in Dynamik und
Farbschattierungen differenzierter ließ van Zweden das Gstaad Festival
Orchester in der zweiten Konzerthälfte agieren, bot den Sängern so eine
weiche Klanggrundlage und hielt die Fäden stets harmonisch zusammen, sodass
weder die dramatischen Aspekte noch die zarten Momente – an dieser Stelle
ein besonderes Bravi an Solocello und Klarinette! – zu kurz kamen. Bevor das
Publikum in die laue Sommernacht entlassen wurde, verabschiedete sich das
Orchester mit einer energetischen Zugabe, dem Vorspiel zum dritten Aufzug
des Lohengrin. Ein schöner Abend zweifellos, wenn auch nicht einer der
unvergesslichen Sorte. |
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