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Neue (musikalische) Blätter, JANUAR 2, 2019 |
Veröffentlicht von WQ |
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Strauß: Die Fledermaus, Semperoper Dresden, 29. und 30.Dezember 2018
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Sächsische Staatskapelle und Franz Welser-Möst im Silvesterkonzert |
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In den letzten Dezembertagen verwandelt sich die Semperoper jeweils für das
Silvesterkonzert (und fürs Fernsehen) ein wenig. Vergnügliche Werke stehen
meist auf dem Programm, Operettenausschnitte (diesmal Johann Strauß‘ »Die
Fledermaus«), Stargäste sind geladen – ohne Farblicht, Treppen oder Rampen
geht es dann nicht. Nun ja, Hauptsache die musikalische Qualität stimmt –
und die stimmte! Jene der Moderation leider nicht. Christine Schütze und Sky
du Mont sollten zwar leutselig durchs Programm führen, ihre Texte blieben
jedoch arg simpel und wirkten – mit einigen Versprechern trotz Ablesens –
kaum witzig oder spontan. Daß man im Konzert die Musik hören wollte und für
das Fernsehformat auf die gesprochenen Texte (incl. des Gerichtshelfers
Frosch) verzichtete, hatten alle verstanden, die wiederholte Erklärung noch
im dritten Akt war überflüssig.
Den Ton bestimmten jedoch die
Sächsische Staatskapelle und Franz Welser-Möst, der schon in der Ouvertüre
eine frische Champagnerspritzigkeit heraufbeschwor. Ob geschwind oder
schwelgerisch – unter seiner Leitung war die Staatskapelle recht wienerisch
und trug wesentlich zum Schwung bei, den die Fledermaus entwickelte. Und
ganz so konzertant war es gar nicht, denn eine Galatreppe führte mitten
durchs Orchester bis zum Bühnenrand, wo die Solisten sich eben auch bewegen
konnten. Die hinteren Wände des Konzertzimmers waren durch Spiegel optisch
aufgelockert.
Jonas Kaufmann (Gabriel von Eisenstein), Rachel
Willis-Sørensen (Rosalinde), Andreas Schager (Alfred) und Nikola Hillebrand
(Adele, kurzfristig für Tuuli Takala eingesprungen) blieben so nicht an der
Rampe stehen, sondern wußten die Bühne mit Spiel zu beleben, allen voran
Jonas Kaufmann, der sich durchaus nicht auf die Musik beschränkte. Grandios
war Elisabeth Kulman als Prinz Orlowsky, die sprechend und singend einen
herrlichen slawischen Akzent »fabrizierte«. (Wie übrigens Jonas Kaufmann
wienerisch singen oder stottern konnte.) Sebastian Wartig vom Haus, der ein
angenehmes Timbre wahrte und unangestrengt verständlich blieb, gefiel als
Dr. Falke ganz besonders, wie auch großartig Nikola Hillebrand, die nicht
nur als Einspringerin, sondern mit viel Koloraturlebhaftigkeit überzeugte.
Verständlichkeit war nicht immer gegeben, denn mit dem Orchester auf der
Bühne taten sich die Sänger gerade in Duetten oder Terzetten schwer – hier
hätte Franz Welser-Möst etwas »nachlassen« können. Andreas Schager als
Alfred, der noch hinter der Bühne (also draußen vor Rosalindes Fenster)
begann, setzte dem allzuviel entgegen und war zunächst übermäßig laut, fand
im dritten Akt aber mit dem übrigen Ensemble zusammen.
Im ganzen
musikalisch wie spielerisch überzeugend begeisterten immer wieder die
Couplets und Szenen und boten reichlich Witz und Charme. Und wer dachte bei
Gabriel von Eisensteins Text »Hier stehe ich als Rächer« nicht an einen ganz
anderen Jonas Kaufmann in seinen Wagner-Partien? Etwas vorzeitig aber
ungeheuer frisch schickte die Staatskapelle ihr Publikum in den
Jahreswechsel.
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