|
|
|
|
|
DrehPunktKultur, 22/05/18 |
VON GOTTFRIED FRANZ KASPAREK |
|
Festkonzert, 21. Mai 2018, Salzburg
|
PFINGSTFESTSPIELE / FESTKONZERT |
|
|
Rolando Villazón hat wieder einmal abgesagt, was die Dramaturgie des letzten
Konzerts der Pfingstfestspiele am Montag (21.5.) im Großen Festspielhaus
durcheinander brachte. Dennoch war die Begegnung zwischen den Musikwelten
Rossinis und Wagners erfolgreich. Cecilia Bartoli, Jonas Kaufmann und Daniel
Barenboim mit seiner Berliner Staatskapelle sorgten dafür.
Die beiden
sind einander ja in der Tat 1860 in Paris begegnet und waren sehr freundlich
zueinander, was man von ihren schriftlichen Aufzeichnungen und glaubhaft
überlieferten Anekdoten nur selten behaupten kann. Es wäre erhellend
gewesen, den fast „wagnerisch“ durchkomponierten 3. Akt von Gioachino
Rossinis „Otello“ komplett zu hören. Doch ein Ersatz-Otello für Villazón
ließ sich auf die Schnelle nicht auftreiben und so war die erste
Konzerthälfte ein Reigen von Rossini-Schlagern.
Barenboim sorgte,
jenseits des Originalklangs, für gehörigen Schwung bei den Ouvertüren zum
„Barbier von Sevilla“ und „La Cenerentola“, die Bartoli bewies als Rosina
und Aschenbrödel, diesmal in Konzertrobe und nicht in Dienstmädelschürze,
wie phänomenal geläufig ihre Gurgel noch immer ist, wie gut sie Pointen
setzen und ihre Stimme auf den (zu) großen Raum einstellen kann. Der Maestro
war ein einfühlsamer Begleiter. Zum Höhepunkt vor der Pause wurden dennoch
Desdemonas Lied von der Weide und Gebet. Da war Verinnerlichung spürbar, da
wurde vokale Kammermusik mit dem famosen Harfenisten Stephen Fitzpatrick und
der seidenweich akzentuierenden Staatskapelle geboten.
Nach der Pause
regierte Richard Wagner – und den haben Barenboim und sein Orchester quasi
im kleinen Finger. Die „Meistersinger“-Ouvertüre erklang nobel austariert
und gar nicht pathosfrei, der „Tanz der Lehrbuben“ zeigte, dass Wagner auch
eine Art neckischen Walzer schreiben konnte. Dazwischen erfreute Jonas
Kaufmann als Stolzing mit „Am stillen Herd“ und dem Preislied. Er ist ein
echter Ritter des Helden-Belcanto, er kann vermitteln, dass Wagner seine
Helden singend, nicht schreiend haben wollte. Wunderbar, wie Kaufmann im
Preislied aus fein gesponnener Lyrik nahtlos zu mächtiger tenoraler
Entfaltung kommt, ohne den poetischen Inhalt zu vernachlässigen.
Da
mussten eine Zugabe her und ein Klavier für Barenboim. Zart und leise und
wahrlich träumerisch verklärt tönten die „Träume“ aus dem
„Wesendonck-Liedern“, ein idealer Übergang von der
Meistersinger-Festlichkeit zur Tristan- Ekstase. Besser gesagt, zu Isoldens
Verklärung, denn der Titel „Liebestod“ ist ja die Erfindung eines
geschäftstüchtigen Verlegers, nicht die Richard Wagners.
Das Vorspiel
zu „Tristan und Isolde“ und das attacca folgende Verklärungsfinale in der
rein instrumentalen Fassung ergeben eine romantische Tondichtung par
excellence. Daniel Barenboim malte die tragische Sehnsucht mit ihren
wunderschönen Dissonanzen und die schäumenden Liebeswellen in fein
ziselierter Klangpracht. Wohliger als mit der Staatskapelle Berlin kann man
darin nicht eintauchen.
Jubel war denn auch aller Lohn. Markus
Hinterhäuser persönlich brachte der Bartoli Blumen, im Finale trat die Diva
als Rosenkavalierin im Hosenanzug auf. Und das Schöne ist, dass Cecilia
Bartoli eben keine klassische Diva ist, sondern eine blitzgescheite
Gestalterin von Rollen und Programmen. Möge sie den Pfingstfestspielen noch
lange erhalten bleiben.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|