|
|
|
|
|
Kleine Zeitung, 22. Mai 2018 |
|
|
Festkonzert, 21. Mai 2018, Salzburg
|
Jubel für starbesetztes Festkonzert bei Pfingstfestspielen |
|
|
Die Salzburger Pfingstfestspiele 2018 sind am Montagabend im Großen
Festspielhaus mit dem Festkonzert zu Ende gegangen: Cecilia Bartoli und
Jonas Kaufmann glänzten mit Rossini und Wagner, Rolando Villazon mit
Abwesenheit. Der mexikanische Tenor musste aus gesundheitlichen Gründen
kurzfristig absagen. Kein Problem, denn die Bartoli schüttelte dafür einfach
eine Extraportion Rossini aus dem Ärmel.
Dem italienischen
Komponisten hat Bartoli in diesem Jahr, anlässlich seines 150. Todesjahres,
das Programm gewidmet. Bereits am vergangenen Freitag gab sie ihr
Rollendebüt in Rossinis "L'Italiana in Algeri" - mit großem Erfolg. Wer
dabei war, erkannte sofort das auffällige, königsblaue Kleid wieder, in dem
die Italienerin auf die Bühne schritt. Das Gewand trug sie im letzten Akt
und holte sich darin tosenden Applaus ab. Auch wenn sie darauf nicht
angewiesen war, das Kleid brachte am Montag erneut Glück. Zusammen mit
Rolando Villazon hätte sie Auszüge aus Rossinis "Otello ossia il moro di
Venezia" geben sollen. Kurzerhand fügte sie nach dessen Ausfall zu ihren
Otello-Nummern weitere Rossini-Arien aus "La Cenerentola" und "Il barbiere
di Siviglia" hinzu.
Der erste Teil des Festkonzertes wurde zu einem
Querschnitt durch Bartolis breites Spektrum. Mit viel Kraft in den oberen
Registern stieg sie in die Kavatine der Rosina ein, sang sie nicht nur,
sondern spielte sie auch. Ihre Otello-Arien legte sie dagegen viel ruhiger
und in sich gekehrter an. Beide Arien ließen ihr butterweiches und zugleich
durchgehend energiegeladenes Piano in den besten Farben strahlen. Das
Schlussrondo aus "La Cenerentola" weckte positive Erinnerungen an deren
szenische Aufführung bei den Pfingstfestspielen 2014, bei denen Bartoli die
Titelrolle sang. Für diese Darbietung gab es großen Jubel und Küsschen von
Dirigent Daniel Barenboim.
Der stand an diesem Abend am Pult der
Staatskapelle Berlin, deren Generalmusikdirektor er ist. Bei den
Rossini-Ouvertüren ließ er etwas Zurückhaltung walten, machte erst gegen
Ende des ersten Konzertteiles auf. Beim zweiten Teil des Konzertes war er
bei Wagner vollständig angekommen. "Die Meistersinger von Nürnberg" waren
ein Genuss, auch wegen Jonas Kaufmann.
Zwei Lieder des Stolzing sang
dieser - und das stets scharf artikuliert und mit geschmeidigen Höhen.
Besonders gut kam sein dunkel gefärbtes Timbre allerdings in der Zugabe, dem
Wesendonck-Lied "Träume" heraus, für die kurzerhand ein Flügel auf die Bühne
geschoben wurde, an dem Barenboim Platz nahm. Man habe überlegt, dass es
besser sei, die Zugabe nicht am Ende zu spielen, da auf den Liebestod aus
"Tristan und Isolde" schlichtweg keine Zugabe passe, erklärte Kaufmann.
Eine gute Entscheidung, denn um die Wirkung wäre es tatsächlich schade
gewesen, auch wenn das Publikum sie wieder vorzeitig niederklatschen musste.
Barenboim setzte vom ersten Tristan-Akkord im Vorspiel auf dessen sphärische
Klangwirkung, wenn auch etwas gemächlich. Er schaffte den Holzbläsern, die
den Melodieteil im "Liebestod" abwechselnd übernahmen, viel Platz und ließ
Wagners Musik in ihrer ganzen Wucht glänzen, wenn auch an manchen Stellen
etwas zu sauber. Dann die große Applaus-Flut, die Barenboim gerne noch etwas
zurück gehalten hätte, dann aber doch lächelnd und verdient annahm.
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|