Der Neue Merker
von Helmut Christian Mayer
 
Puccini: Tosca, Wiener Staatsoper, 9. April 2016
TOSCA in Starbesetzung – ein Sängerfest
 
Bis zum Schuss war man sich doch nicht ganz sicher: Wird er singen oder nicht? Denn Jonas Kaufmann hatte zuvor viele Operntermine abgesagt. Aber der Publikumsliebling enttäuschte seine Wiener Fans nicht, denn er kam, sang und siegte, als Cavaradossi in Giacomo Puccinis „Tosca“ an der Wiener Staatsoper. Im übervollen Haus waren die Erwartungen naturgemäß sehr hochgeschraubt. Und gleich von Beginn an ließ er im Vollbesitz seiner stimmlichen Kräfte mit seinem samtig weichen, baritonalen, edlen Timbre nicht nur die „Sterne blitzen“ und faszinierte nicht nur in der gleichnamigen Arie „E lucevan le stelle“, die er nach Jubelstürmen sogar wiederholte. Mit seiner Strahlkraft, mit charismatischer Bühnenpräsenz, aber auch mit Piani von feinster Zartheit, wunderbaren Phrasierungen und um keinen Spitzenton verlegen, wie etwa bei „Vittoria, vittoria“, begeisterte der deutsche Startenor vielmehr mit seinem ausgesprochen schönen Timbre den gesamten Abend hindurch das Publikum. Auch in den Pianissimi, etwa bei „Dolci mani“ im letzten Akt konnte er mit großer Innigkeit punkten. Sein Spiel war sehr lebendig und überzeugend.

Angela Gheorgiu als Titelheldin überzeugte mit starker emotionaler Ausdruckskraft und großem Nuancenreichtum. Auch ihre innigeren Töne faszinierten, wobei ihr die Paradearie „Vissi d’arte“ ganz vortrefflich geriet. Ihr Spiel, besonders im zweiten Akt bis zur Mordszene war auch sehr mitreißend. Nur manchmal neigte sie dazu, schnellere Tempi als der Dirigent zu wählen.

Als Scarpia erlebte man den Wiener Rollendebütanten Bryn Terfel. Er war szenisch und sängerisch ein brutaler, extrem bösartiger, skrupelloser, römischer Polizeichef, von dem man sich regelrecht fürchten musste. Mit seinem kraftvollen, voluminösen Organ gelang es ihm auch im „Te Deum“ immer hörbar zu bleiben.

Auch die kleineren Partien waren gut besetzt: So gefielen etwa Ryan Speedo Green als Cesare Angelotti und Benedikt Kobel als Spoletta. Für allerlei komische Akzente durfte wieder das „Urgestein“ Alfred Sramek als Mesner sorgen.

Mit großem Zupack leitete Mikko Franck das Orchester der Wiener Staatsoper. Da wurde spannungsgeladen, sängerfreundlich und gefühlstark musiziert.

Fazit: Eine großartige Aufführung von Puccinis Edelreißer, worauf das begeisterte Publikum mit unvorstellbarem Jubel und stehenden Ovationen reagierte!


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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