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Wiener Zeitung, 22.6.2016 |
Von Daniel Wagner |
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Mahler: Das Lied von der Erde, Wien, Musikverein, 21. Juni 2016
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Kaufmann-Solo für Gustav Mahlers "Lied von der Erde" |
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Gustav Mahlers "Lied von der Erde", dieses unglaublich einfühlsame
Meisterwerk auf chinesische Poesie, ist schon für zwei Sänger eine
Herausforderung. Für sein aktuelles Gastspiel bei den Wiener Philharmonikern
übernahm Jonas Kaufmann die Parts von Tenor und Alt (bzw. Bariton) zugleich.
Herausforderung für den Solisten? Und wie! Genuss für das Publikum?
Jedenfalls.
In pausenlosem Auf und Ab der Gefühlsregungen bewegte der
Startenor sich und den restlos begeisterten ausverkauften Musikverein: Vom
Jammer des menschlichen Seins erzählte er mit aller Inbrunst. Der intensive
Auftakt der Gesangssymphonie wurde bereits zum kraftmäßigen Höhepunkt,
genauso wie er sich in der Behaglichkeit der Jugend zauberhaft über den
Teich hin zum grünen Pavillon bewegte. Düster, unglaublich düster und
herrlich quälend wurden Bariton-Ausflüge etwa des "Einsamen im Herbst".
Jonathan Nott, dankenswerterweise für den erkrankten Daniele Gatti am
Dirigentenpult eingesprungen, arbeitete fordernd die wichtigsten
Orchestersoli heraus. Mag Kaufmanns berühmtes Timbre hier oft übertönt
worden sein, wird es auf der Liveaufnahme bestimmt wesentlich effektvoller
herauskommen.
Klassische Ergänzung für diesen philharmonischen
Luxusabend boten Beethovens präzise ausgeführte "Coriolan"-Ouvertüre op. 62
wie Richard Strauss’ wehmütiges, von Nott und den Wienern geradlinig
wiedergegebenes, sentimentales Heldenbild von "Tod und Verklärung".
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