Ruhr Nachrichten, 7. April 2016
Klaus Stübler
 
Puccini - Konzert in Essen, 6. April 2016
Puccini mit dem deutschen Pavarotti
 
"An dieser Stelle sollte eigentlich der Tenor auftreten", wandte sich Dirigent Jochen Rieder bei der Operngala am Mittwoch in der rappelvollen Essener Philharmonie ans Publikum. Aber Jonas Kaufmann setzte dort nicht etwa die mit Philippe Jaroussky und Edita Gruberova begonnene Ausfallserie berühmter Gesangssolisten fort.

Jonas Kaufmann hatte nur die Staatskapelle Weimar von draußen nicht gehört, die vom Vorspiel zum dritten "Tosca"-Akt nahtlos in die berühmte "E lucevan le stelle"-Arie übergehen wollte.

Wohltuend menschlich

Der kleine Zwischenfall nach der Pause wirkte wohltuend menschlich in dem routiniert ablaufenden Puccini-Konzert, dessen Programmfolge fast identisch war mit der von Kaufmanns Triumph an der Mailänder Scala vor einem Jahr.

Auch in Essen durchmaß der smarte Weltklassetenor aus München Puccinis hochemotionalen Klangkosmos - von den Frühwerken "Le Villi" und "Edgar" bis zu Opern-Hits aus der "Butterfly" und "Turandot".

Da betörten (zwischenzeitlichen Hüstelns und Räusperns zum Trotz) der samtene Schmelz und die ausdrucksstarke Mittellage der Stimme, begeisterte die intensive Strahlkraft der souverän angesteuerten und gehaltenen Spitzentöne.

Hilfe vom Tablet-PC

Befremdlich wirkte nur, dass Kaufmann einen vor ihm auf dem Notenpult stehenden Tablet-Computer brauchte. Sollte er Texthänger wie in Mailand bei "Nessun dorma" vermeiden helfen? Sei’s drum.

Am Ende erklatschte sich das Publikum in der Philharmonie Essen drei Zugaben: "Recondita armonia" aus "Tosca", den in Kaufmanns Interpretation immer wieder süchtig machenden Klassiker "Ombra di nube" und die Walzer-Canzone "Non ti scordar di me".
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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