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Kleine Zeitung, 05.08.2015 |
MARTIN FICHTER-WÖSS/APA |
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Beethoven: Fidelio, Salzburger Festspiele, 4. August 2015
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Salzburger Ferstspiele: Ein strenger, unterkühlter "Fidelio" |
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Im Kühlschrank des Minimalismus. Jubel für die Wiener Philharmoniker und Ablehnung für die elegant reduzierte Inszenierung von Claus Guth: So antagonistisch lässt sich die gestrige Premiere des heiß erwarteten "Fidelio" bei den Salzburger Festspielen zusammenfassen. Guths minimalistische Regie traf nicht den Nerv eines guten Teils des Publikums.
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Ein schwarzer Kubus als Sinnbild
Der deutsche
Regisseur kondensiert Beethovens Befreiungsoper auf drei statische
Bühnenräume, die in seiner typischen Stilistik streng in Grau, Schwarz und
Weiß gehalten sind. Farblos ist die Inszenierung aber keineswegs. Wie bei
Stanley Kubricks "2001 - Odyssee im Weltraum" spielt eine schwarze Stele die
räumliche Hauptrolle, als Sinnbild für das fatale Schicksal des Menschen.
Auch die anstelle der Rezitative gesetzten Soundcollagen erinnern an
György Ligetis "2001"-Soundtrack. Die Entscheidung, auf die Dialogpassagen
zu verzichten, erweist sich dabei als goldrichtig, um dem Stück mehr
Stringenz zu geben. Und durch Torsten Ottersbergs Klangdesign bleiben die
einzelnen Arien so isoliert für sich, dass sie sich mit der Grundintention
der Regie decken, die einzelnen Figuren als verloren zu zeigen - im
überdimensionierten Raum wie im Leben. Eine Verbindung zwischen den Menschen
ist hier nicht mehr möglich, ebenso wenig wie zwischen den Arien.
Poetisch, wandernde Schatten
Poetische Momente wie
wandernde Schatten als Dopplung der Hauptfiguren stehen dabei jedoch immer
wieder einer schwachen Personenführung gegenüber. Die Idee, Leonore mit
einer Gebärdendolmetscherin zu doppeln, überzeugt auch nicht. Das
Schlussbild erscheint schließlich im falschen Glanz eines überdimensionalen
Kronleuchters, der den trügerischen Optimismus symbolisiert. Und Florestan
stirbt.
Die Kaufmann-Liga
Trotz seiner Kühle
und dem eleganten Minimalismus gibt das Regiekonzept damit Startenor Jonas
Kaufmann die Bühne für veritables Sängertheater. Und was soll man zu dem
Auftritt des deutschen Startenors sagen? Der 46-Jährige spielt einfach in
einer eigenen Liga mit seiner Stimme, die er mit Interpretationskunst zu
vereinen weiß - was sich auch wieder beim Florestan, eine seiner
Paraderollen, erwies. Adrianne Pieczonkas Leonore fehlt in den dramatische
Momenten hingegen etwas die Durchschlagskraft, was sie in den lyrischen
Passagen wieder wettmachte.
In seinem Debüt bei den Salzburger
Festspielen stach der deutsche Bass Hans-Peter König hervor, dessen Timbre
sich sämig wie dunkles Karamell anlässt. Weniger überzeugend sang als
Marzelline Olga Bezsmertna, die sich mit den Tiefen müht und das Legato zur
Höhe gänzlich vermissen lässt. Tomasz Konieczny ist ein bisweilen
überprononcierender, aber grundsolider Don Pizarro.
Große
Zartheit
Die eigentlichen Stars des Abends waren allerdings
die Wiener Philharmoniker unter Franz Welser-Möst, der das Orchester zackig
und glasklar durch die Beethoven-Partitur führte. Hier ist nichts
verschliffen, hingeschludert. Nimmt Welser-Möst bereits in der Ouvertüre die
Pausen nicht überbordend, sondern mit Verve, brillierten die Philharmoniker
vollends in der 3. Leonoren-Ouvertüre, die der Konvention entsprechend als
Zwischenspiel vor dem Schlussbild eingesetzt wurde. Exzessive Tempi und
Spielwitz vermischen sich hier mit kühl-schimmerndem Glanz und immer wieder
auch großer Zartheit. Dramaturgisch wäre es ungeachtet der musikalischen
Brillanz allerdings konsequenter gewesen, auf dieses Zwischenspiel wegen der
narrativen Verdichtung zu verzichten.
"Das ist eine schwere Nuss",
hatte Claus Guth im Vorfeld seine langjährige Skepsis gegenüber einer
"Fidelio"-Inszenierung begründet. Geknackt hat er sie in den Augen vieler am
Dienstag nicht.
Wer sich persönlich ein Bild des Salzburger "Fidelio"
machen möchte und keine Karten mehr für die ausverkauften Vorstellungen
bekommen hat, für den sendet am 13. August ORF 2 die Inszenierung ab 20.15
Uhr. Und 3sat zeigt am 22. August ebenfalls ab 20.15 Uhr eine Aufzeichnung.
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