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Ruhr Nachrichten, 16. März 2014
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Christoph Broermann |
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Massenet: Werther, Metropolitan Opera, 15. März 2014 |
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Jonas Kaufmann leidet als Werther hinreißend schön
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Oper im Kino
Die Oper „Werther“ wurde live aus der Metropolitan Opera in New York
ins Cineplex Münster übertragen. Star-Tenor Jonas Kaufmann stand auf der
Bühne und wurde so auch zum hinreißenden Kino-Helden mit Gänsehaut-Faktor.
„Komm drüber hinweg!“, möchte Jonas Kaufmann Werther gerne zurufen,
gestand er im Interview. Werther hatte sich auf den ersten Blick unsterblich
in Charlotte verliebt, die aber durch einen Schwur an Albert gebunden ist.
Während der deutsche Star-Tenor einen Ausweg aus der Krise sah, setzte
Werther seinem Liebeskummer mit der Pistole ein Ende.
Jules Massenet
lieh sich den Stoff für seine düster-romantische Oper aus dem Briefroman
„Die Leiden des jungen Werthers“ von Johann Wolfgang von Goethe. Wer diese
Oper bislang nicht auf seinem musikalischen Radar hatte, wurde am
Samstagabend im Cineplex überrascht. Bei der Live-Übertragung aus der
Metropolitan Opera in New York gab es viele Gänsehaut-Momente.
Klischees widerlegt
Mittlerweile hat man das
Orchester der Met ja schon in allen Formen erleben können, doch was Alain
Altinoglu und die Musiker an diesem Abend an Farben und lyrischen Bögen aus
der Partitur zauberten, besaß eine Intensität, die unter die Haut ging.
Regisseur Richard Eyre widerlegte gleich zwei Klischees: Erstens, dass
Massenets Oper dramatisch unwirksam ist. Und zweitens, dass traditionelle
Inszenierungen zwangsläufig langweilig sein müssen. Eyre verstand sich auf
eine ausgefeilte Personenführung. Das Bühnenbild von Rob Howell war ein
lebendiger Raum, der sich flexibel anpassen konnte. Da wurde aus dem Garten
von Charlotte für einen kurzen Augenblick ein Ballsaal, wo Werther und
Charlotte einen Moment Walzerseeligkeit genießen können. Und dank der Videos
von Wendall Harrington drehte sich der Raum gleich mit. Der idyllische Wald
mit Bächlein und Brücke war natürlich ein bisschen kitschig, aber schön
kitschig.
Sterbend singen
Vielleicht eine
Spur zu theatralisch war die Blutfontäne, die nach dem offenbar glatten
Durchschuss durch Werthers Brustkorb auf die Rückwand seiner Kammer
spritzte. Zumal Jonas Kaufmann noch 15 Minuten singen durfte. Das war Oper
durch und durch, und keiner stirbt so schön singend wie Kaufmann.
Großes, emotionales Kino war diese hoffnungslose Beziehung zu Charlotte. Auf
der Bühne bildete sich aus Kaufmann und Sophie Koch ein in jeder Hinsicht
hinreißendes Paar. Nicht nur ihr Gesang lud zum Mitleiden ein. In New York
tobte das Publikum vor Begeisterung – und selbst im Cineplex gab es für die
beiden deutlichen Applaus. Trotz kleiner Störungen eine der besten
Übertragungen aus der Met überhaupt. Ein Opernabend zum Verlieben.
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