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Opernglas, Juli 2014 |
(BB) |
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Puccini: Manon Lescaut, Royal Opera House London, June 17, 2014 |
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Puccini in Pink
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Jonathan Kent hatte sich für seine neue »Manon Lescaut«-Inszenierung am
Royal Opera House für ein sehr modernes Setting entschieden, das vor allem
die eher schäbigen Seiten von Sex sowie die Folgen eines zu genusssüchtigen
Lebensstils zeigte, und dafür zahlreiche Buhs geerntet. Im zweiten Akt
öffnete sich auf der Drehbühne ein Raum, der einem prächtigen goldenen Käfig
glich und in dem M anon als eineArt Pamela-Anderson-Double mit grell-blonder
Perücke und einem pinkfarbenen, recht freizügigen Kleid Des Grieux, Geronte
und eine ganze Reihe kahlköpfiger älterer Männer sexuell erregte und mit
sehr expliziten Flirtereien „entertainte". Der in Amerika spielende dritte
Akt wiederum glich einer halb zerstörten Autobahn-Überführung— buchstäblich
eine Endstation für die Liebenden. Leider hatte vor dieser Kulisse Manons
Tod kaum innere Spannung und wirkte eher wie eine visuelle Antiklimax für
die gesamte Vorstellung. Ein sehr farbenfroh mit Fußball-Shirts gekleideter
Chor sollte wohl Bezug nehmen auf die WM in Brasilien.
Jonas Kaufmann
war als Des Grieux herausragend, seine Stimme voller Farbe, Leidenschaft und
mitreißender Kraft. Die lettische Sopranistin Kristine Opolais war ihm eine
ebenbürtige Manon, wodurch vokal wie optisch ein ideales Paar zu erleben
war. Das Orchester unter der Leitung von Antonio Pappano war einfach
perfekt: viel Klarheit in den Details, teilweise sehr schnelle Tempi, aber
auch viele opulente Momente bei den Streichern. (BB)
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