|
|
|
|
Abendzeitung, 10.11.2013
|
Volker Boser |
|
Verdi: Il trovatore, Bayerische Staatsoper, 9. November 2013 |
|
Mehr als nur Troubadoure
|
Die Besten: Jonas Kaufmann und Krassimira Stoyanova in Verdis
„Trovatore” |
|
Wer hinterfragt schon gerne die Logik eines Operntextes? Verdis „Il
Trovatore” hat es da besonders schwer. Der berühmte Tenor Leo Slezak meinte
einmal, er habe den Manrico viele Male gesungen, der Inhalt sei ihm aber
stets ein Buch mit sieben Siegeln geblieben.
Dass die Bayerische
Staatsoper schon bei der Premiere vor ein paar Monaten dank ausgezeichneter
Sänger zumindest musikalisch Licht ins Dunkel brachte, sei ihr hoch
angerechnet. Auch nach einigen Umbesetzungen präsentiert sich „Il
Trovatore” als ein Highlight des Spielplans, Einwände inbegriffen, etwa zu
Vitaliy Bilyy: Der Bariton aus der Ukraine gab den Conte di Luna ziemlich
eindimensional, mit enger Stimme, die sich erst bei größeren Lautstärken
öffnete. Da brauchte der ebenfalls in Leonora vernarrte Manrico keine
Konkurrenz zu fürchten.
Jonas Kaufmann bestätigte im Nationaltheater
erneut seine herausragende Form. Er wird selber wissen, dass er gut daran
tut, die ihm zur Verfügung stehenden Kräfte sinnvoll einzuteilen.
Die
Aufführung hielt, was die Festspiel-Premiere versprochen hatte. Das lag auch
am hervorragend einstudierten Chor (Sören Eckhoff) und dem prächtig
disponierten Staatsorchester. Der sensibel zupackende Dirigent Paolo
Carignani ist für den „Trovatore” ein Glücksfall.
Wie diesmal auch
die Bulgarin Krassimira Stoyanova, eine Leonora von unvergleichlicher
Ausdrucksintensität – eine Aristokratin, die sich in unwiderstehlichen
Melodiebögen zu artikulieren wusste und so, ganz im Sinne des Stückes, eine
faszinierende Gegenposition zu den eher robusten Gesängen Azucenas (Elena
Manistina) einnahm.
|
|
|
|
|
|