Der Neue Merker
Gisela Schmöger
 
Wagner: Lohengrin, Bayerische Staatsoper, 3.Juli 2013
 
MÜNCHEN / Opernfestspiele: „LOHENGRIN“ – 03.07. – Kaufmann rettet für Vogt.
 
Als Intendant Nikolaus Bachler vor der Vorstellung die Bühne betrat, beschlich die Fans von Klaus-Florian Vogt schon ein ungutes Gefühl, hatte Vogt doch schon am 28.06. wegen Krankheit den Erik im „Holländer“ absagen müssen. Und tatsächlich kündigte Herr Bachler an, Vogt sei nicht rechtzeitig wieder fit geworden. Allerdings meine es der Theatergott sehr gut mit der Bayerischen Staatsoper, denn es sei gelungen, einen erstklassigen Vertreter für Vogt zu finden: Jonas Kaufmann. Das war schon eine Sensation, singt Kaufmann doch parallel in München den Manrico in „Il Trovatore“ und probt gleichzeitig für „Don Carlo“ in Salzburg. Dennoch war er bereit, die „Lohengrin“-Vorstellung am 03.07. zu retten. Dafür großen Respekt und vielen Dank! Als Lohengrin der Premiere dieser Inszenierung im Jahr 2009 hatte er keine Probleme, sich wieder in die Produktion einzufinden. Auch gesanglich war er voll auf der Höhe und begeisterte sein Publikum durch seine nuancenreiche musikalische Interpretation des Titelhelden. Sein baritonales Timbre muss man mögen und vielleicht schlich sich doch bei dem einen oder anderen Vogt-Anhänger Sehnsucht nach dem hellen, reinen Tenor Vogts ein, aber nur ganz heimlich und leise.

Elsa war an diesem Abend Annette Dasch. Mit ihrem schlanken lyrischen Sopran sorgte sie vor allem im zweiten Akt für wunderbar berührende Momente. Insgesamt hätte man sich jedoch manchmal ein größeres Aufblühen der Stimme gewünscht. Vor allem in der Auseinandersetzung mit der stimmgewaltigen Ortrud von Michaela Schuster geriet Dasch doch stark ins Hintertreffen. Mit die beste Leistung des Abends bot Evgeny Nikitin. Sein Telramund ist durchaus auch eine charismatische Persönlichkeit, dem man auch zutraut, die Massen für sich zu begeistern und der deshalb ein durchaus gefährlicher Gegner für Lohengrin ist. Auch musikalisch konnte Nikitin mit seinem kräftigen, klaren Bariton voll überzeugen. Dazu muss man seine diesmal absolut akzentfreie und verständliche Diktion bewundern. Hans-Peter König als König Heinrich und Markus Eiche als Heerrufer komplettierten das erstklassige Solistenensemble. Lothar Koenigs dirigierte das Bayerische Staatsorchester sehr filigran und transparent. So geriet das Vorspiel zum ersten Akt wunderbar zart und ätherisch. Dafür kamen die großen, theatralischen Momente manchmal etwas zu kurz. Insgesamt jedoch eine wahrlich festspielwürdige Aufführung mit begeistertem und lang anhaltendem Applaus, vor allem natürlich für den Retter des Abends, Jonas Kaufmann.


 






 
 
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