OÖN, 16. August 2013
Michael Wruss
 
Verdi: Don Carlo, Salzburger Festspiele, 13. August 2013
 
Salzburgs oft blasser Don Carlo
 
Festspiele: Diese luxuriös besetzte Oper beglückte nicht restlos.
 
Mit Giuseppe Verdis „Don Carlo“ setzten die Salzburger Festspiele am Dienstag im Großen Festspielhaus ihren Verdi-Schwerpunkt anlässlich des 200. Geburtstags fort. Ein im heutigen Sinn luxuriös besetzter Abend, der aber dennoch nicht restlos beglückte.

Nicht ganz schlüssig Peter Steins schnörkellose, ja fast puristisch zurückhaltende, kaum kommentierende und schon gar nicht aktualisierend interpretierende Inszenierung in teilweise sehr ansprechenden Bühnenbildern von Ferdinand Wögerbauer. In der Pause meinte Peter Stein lakonisch, er inszeniere für Kinder, und hat damit den Nagel auf den Kopf getroffen.

Politisches an den Rand gerückt

Speziell der dritte Akt mit dem Autodafé war beinahe verharmlosend. Vor einem zunächst mit weißen Wolken vor blauen Himmel gezierten Schrein, einem gotischen Flügelaltar ähnelnd, dessen Himmel sich gefährlich zusammenbraut, werden die Ketzer im digitalen Feuerzauber „verbrannt“ – so nebenbei.

Überhaupt scheint die Liebesbeziehung Carlo–Elisabetta in den Mittelpunkt gerückt zu sein, und die historisch interessantere politische Dimension wurde an den Rand gerückt. Die musikalische Größe des Auftritts des Großinquisitors wurde kaum in Szenisches übertragen. Aber auch die Personenführung ging stellenweise über althergebrachtes Rampentheater nicht hinaus. Musikalisch leitete Antonio Pappano den Abend, der viel Zartes und auch bislang Ungehörtes zu Tage förderte, der aber dennoch die Philharmoniker nicht zu Höchstleistungen anspornte. Die Sängerriege liest sich wie das „Who’s who“ der heutigen Stars, die aber mit den Größen der Vergangenheit nur bedingt mithalten können. Über alle Zweifel erhaben war nur Anja Harteros, die nicht nur darstellerisch und gesangstechnisch punkten konnte, sondern unglaublich lebendig musizierte und gestaltete. Ebenso Ekaterina Semenchuk, die als Eboli rundum begeisterte. Jonas Kaufmann ist sicherlich einer der besten für den Don Carlo, blieb aber streckenweise etwas blass. Thomas Hampson war als Posa immer noch großartig, wenngleich die Stimme nicht mehr ganz die Flexibilität von früher aufweist. Als Filippo war Matti Salminen, 68, noch erstaunlich grandios bei Stimme, war aber erst in den letzten beiden Akten ein Charakter von Format. Eric Halfvarson war ein stimmgewaltiger Großinquisitor und Robert Lloyd, 73, ein ordentlicher Karl V. Maria Celeng gestaltete einen feinen Tebaldo und Sen Guo war eine perfekte Stimme vom Himmel.















 
 
  www.jkaufmann.info back top