Der Neue Merker, 16.02.2012
Peter Dusek
 
Liederabend, Wien, Musikverein, 13. Februar 2012
HINREISSENDER JONAS KAUFMANN-LIEDERABEND IM GOLDENEN SAAL
 
 
Der Ansturm war enorm, der Goldene Saal bis auf den letzten Platz besetzt. Die „elektrische Aufladung“für jeden im Saal spürbar. Jonas Kaufmann punktet auch mit einem anspruchsvollen Lieder-Programm mit Werken der Komponisten Franz Liszt, Gustav Mahler, Henri Duparc und Richard Strauss. Sein Partner am Klavier ist Helmut Deutsch – ein idealer Pianist, kernig, emotional und technisch perfekt. Er ist alles andere als ein „Begleiter“ – er bewährt sich als „Gegenspieler“ und garantiert maßgeblich das hohe Niveau des Abends. Und Jonas Kaufmann ? Der Lockenkopf tritt fröhlich auf, erweist sich rasch als draufgängerisch und wortdeutlich und beweist binnen kurzem, dass der derzeit beste Lohengrin und Don José, Siegmund und Des Grieux auch mit einem Repertoire zu Recht gefeiert wird, das früher einmal nur Superstars wie Jessey Norman oder Christa Ludwigerfolgreich in großen Sälen zum Besten geben konnten. Am Beginn also – als Nachtrag zum Liszt-Jahr – Lieder wie „Vergiftete sind meine Lieder“ von Heinrich Heine, „Es war ein König in Thule“ von Johann Wolfgang Goethe oder „Die drei Zigeuner“ von Nikolaus Lenau, Jonas Kaufmann spielt alle seine Möglichkeiten aus. Selbst das etwas manieristische Piano und allzu gedeckte Mezza-Voce: hier wird’s zum eindrucksvollen Stilmittel. Doch wie in der Oper – pure, uneingeschränkte Begeisterung löst erst das strahlende Fort, der Klang der Tessitur rund ums hohe A,B, H aus. Und diesen Bonus spielt Jonas Kaufmann im Laufe des Abends immer öfter aus. Etwa bei den Rückert-Liedern von Gustav Mahler – vor allem beim „Um Mitternacht“, dann beim Franzosen Henri Duparc ( 1848 – 1933), dessen diesmal interpretierten spätromantischen Lieder aus den 80er Jahren des 19.Jahrhunderts stammen und bei Richard Strauss, von dem eine Auswahl von „Schlechtes Wetter“ (Heine) bis „Heimliche Aufforderung“(John Henry Mackay) und Cäcilie (Heinrich Hart) gegeben ist.

Das Publikum ist längst in Ekstase, erklatscht fünf Zugaben, darunter die obligate „Zueignung“ von Richard Strauss – und als Reverenz auf Wien:“Dein ist mein ganzes Herz“- so stimmschön, so heldisch und doch sein einfühlsam haben diesen Lehar-Schlager nicht einmal die „Drei Tenöre“ gesungen. Jonas Kaufmann ist drauf und dran, sich in der Super-Liga zu positionieren. Auch das mit Liszt, Mahler und Strauss. Und im Nachspann mit Franz Lehar. Der Liederabend im Goldenen Saal war jedenfalls hinreißend.






 
 
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