Der Neue Merker
DZ
 
Puccini: Tosca, Bayerische Staatsoper, Oktober 2012
 
„TOSCA“ – Bayerische Staatsoper – Jonas Kaufmann obsiegt
 
 
Ganz schnell ausverkauft waren alle derzeit laufenden Tosca-Aufführungen, sang doch „unser“ (Münchens) Tenorstar Jonas Kaufmann den Cavaradossi. Jonas Kaufmann „als Italiener“ – das hat schon was!

Was waren dann die Widrigkeiten? Die müde Inszenierung von Luc Bondy, vielleicht dessen schlechteste überhaupt, weiß ein Kaufmann (wie auch seine Kollegen) durch persönlichen Einsatz zu beleben. Aber mit dem Dirigenten Carlo Montanaro gab es den ganzen Abend über Gefechte ums Wunschtempo. Nicht, dass Montanaro (wie zu beobachten) nicht guten Willens gewesen wäre, aber Kaufmann befleißigt sich halt auch einer enorm individuellen Interpretationsweise. Allerdings hätten sich die beiden in dieser 3. Vorstellung schon zusammengerauft haben können, denn die Kollegen kamen ganz gut mit dem Maestro klar. Dieser zeigte sich aber dennoch nicht als sonderlich adäquat für Puccinis Reißer. Große Höhepunkte, wie etwa die enorme, normalerweise Gänsehaut erzeugende Orchestersteigerung nach Toscas Abgang im 1. Akt (nach dem Duett mit Scarpia) fanden nicht statt, es plätscherte halt so weiter…

Kaufmann musste sich in der ersten Arie kurz ein paar Fröschli aus der Kehle singen und fand dann zu seiner gewohnt strahlenden Form. Und dann sind da jene Momente, von denen Kaufmann in einem Interview sagte, es habe schon was, mal so richtig „die Sau rauszulassen“: La vita mi costasse und die Vittoria-Rufe – da bogen sich Balken – wow! Und dieser strahlende Glanz in den Spitzentönen! Auf der anderen Seite aber auch wieder die Extrem-Piani, nicht nur zu Beginn der Sternenarie; denen folgte der Dirigent mit Umsicht.

Tatjana Serjan ist eine gut aussehende, spielfreudige und starkstimmige Tosca, die sich weniger um dynamische und agogische Feinheiten bemüht als ihr Partner. Der temperamentvolle Scott Hendricks, wohlbekannt von seinem Gerard (Andrea Chenier) in Bregenz, ist ein an sich sehr guter Scarpia, allerdings wünschte man sich für das große Nationaltheater-Haus, speziell im ersten Akt, etwas mehr Power.

Zum Schluss allenthalben üppiger Beifall, eher gemäßigt allerdings für den Dirigenten.
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