Mit Hector Berlioz' "Le Carneval romain" eröffnet Dirigent Marco
Armiliato am Pult der soliden Prager Philharmoniker den
musikalisch bunten Reigen zwischen anspruchsvoller Unterhaltung
und leichter Muse - das aber akustisch und technisch leider
nicht gerade perfekt aufbereitet.
Natürlich präsentieren
sich die drei Operngrößen mit Arien und Szenen aus Paraderollen,
etwa Erwin Schrott als Mozarts Leporello (er singt zurzeit
Figaro bei den Salzburger Festspielen) mit der "Registerarie"
aus "Don Giovanni" oder Anna Netrebko (am 15. und 20. August ist
sie Salzburgs blinde Königstochter Iolanta in Tschaikowskis
gleichnamiger Oper) mit Jonas Kaufmann als Massenets Manon und
Des Grieux.
Bleibt das extravagante Trio im ersten Teil
des Abends mit Puccinis "Un bel di, vedremo" aus "Madama
Butterfly" (Netrebko), mit Ponchiellis "Cielo e Mar" aus "La
Gioconda" (Kaufmann) und Gounods "Le veau d'or" aus "Faust"
(Schrott) noch gänzlich im Opernfach, so sorgt es im zweiten
Teil für einige Überraschungen. Ob es ein Blick in "Annas"
Opernzukunft war? Vielleicht! Jedenfalls überzeugt sie mit der
großen Szene der Leonore aus Verdis "Il Trovatore" sehr: mit
üppiger Fülle, perfekt sitzender Höhe, Koloraturen, mit
Verinnerlichung und dramatischen Attacken, besonders im düsteren
"Miserere".
Auch Erwin Schrott ("Ich fühle mich zuhause
hier") zeigt sich von einer neuen Seite, versucht sich an der
Nicolai - Ghiaurov - Paraderolle, an Verdis Banquo aus "Macbeth"
("Come dal ciel precipita"), schmettert aber auch Zarzuelas und
Astor Piazzolla-Tangosüßlichkeit oder schlüpft mit "seiner Anna"
in die Rollen von George Gershwins "Porgy & Bess"und schwelgt
mit ihr bei "Bess, you is my woman now" in Liebesglück.
In Bestform ist auch Tenorgröße Jonas Kaufmann, der seine Wiener
Fans nicht nur mit dem Richard-Tauber-Schlager "Du bist die Welt
für mich" begeisterte, sondern sich auch mit einem dramatischen
"Addio alla Mamma" aus Mascagnis "Cavalleria rusticana in die
Herzen der Opernfreunde singt: frenetischer Applaus!