Kronen Zeitung, 08.08.2011
TG
Konzert, Wien, Stadthalle, 6. August 2011
Das extravagante Trio überrascht!
 
 
Mit Hector Berlioz' "Le Carneval romain" eröffnet Dirigent Marco Armiliato am Pult der soliden Prager Philharmoniker den musikalisch bunten Reigen zwischen anspruchsvoller Unterhaltung und leichter Muse - das aber akustisch und technisch leider nicht gerade perfekt aufbereitet.

Natürlich präsentieren sich die drei Operngrößen mit Arien und Szenen aus Paraderollen, etwa Erwin Schrott als Mozarts Leporello (er singt zurzeit Figaro bei den Salzburger Festspielen) mit der "Registerarie" aus "Don Giovanni" oder Anna Netrebko (am 15. und 20. August ist sie Salzburgs blinde Königstochter Iolanta in Tschaikowskis gleichnamiger Oper) mit Jonas Kaufmann als Massenets Manon und Des Grieux.

Bleibt das extravagante Trio im ersten Teil des Abends mit Puccinis "Un bel di, vedremo" aus "Madama Butterfly" (Netrebko), mit Ponchiellis "Cielo e Mar" aus "La Gioconda" (Kaufmann) und Gounods "Le veau d'or" aus "Faust" (Schrott) noch gänzlich im Opernfach, so sorgt es im zweiten Teil für einige Überraschungen. Ob es ein Blick in "Annas" Opernzukunft war? Vielleicht! Jedenfalls überzeugt sie mit der großen Szene der Leonore aus Verdis "Il Trovatore" sehr: mit üppiger Fülle, perfekt sitzender Höhe, Koloraturen, mit Verinnerlichung und dramatischen Attacken, besonders im düsteren "Miserere".

Auch Erwin Schrott ("Ich fühle mich zuhause hier") zeigt sich von einer neuen Seite, versucht sich an der Nicolai - Ghiaurov - Paraderolle, an Verdis Banquo aus "Macbeth" ("Come dal ciel precipita"), schmettert aber auch Zarzuelas und Astor Piazzolla-Tangosüßlichkeit oder schlüpft mit "seiner Anna" in die Rollen von George Gershwins "Porgy & Bess"und schwelgt mit ihr bei "Bess, you is my woman now" in Liebesglück.

In Bestform ist auch Tenorgröße Jonas Kaufmann, der seine Wiener Fans nicht nur mit dem Richard-Tauber-Schlager "Du bist die Welt für mich" begeisterte, sondern sich auch mit einem dramatischen "Addio alla Mamma" aus Mascagnis "Cavalleria rusticana in die Herzen der Opernfreunde singt: frenetischer Applaus!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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