Ibbenbürener Volkszeitung, 17. August 2011
HARALD SUERLAND
Konzert, Berlin, Waldbühne, 16. August 2011
Anna Netrebkos schöne Triller
 
Das Beste ist gerade gut genug: Operngala mit Anna Netrebko, Jonas Kaufmann und Erwin Schrott auf der Waldbühne Berlin
 
Natürlich ist sie nicht mehr das quirlige Glamour-Girl ihres Karrierebeginns. Doch auf die Künstlerin Anna Netrebko, die zwischenzeitlich eine Familie gründete und den Ansprüchen des Star- und Promi-Betriebs standhalten muss, können sich die Fans nach wie vor verlassen. Was auch der ZDF-Übertragung ihres Konzerts aus der Berliner Waldbühne abzulauschen war.

Kein reiner Netrebko-Abend, denn sie trat gemeinsam mit ihrem Bassbariton-Partner Erwin Schrott und dem deutschen Startenor Jonas Kaufmann auf. Doch das Hauptinteresse galt gewiss der Sopranistin, die sich gleich mit Butterflys „Un bel di vedrimo“ an die Rampe wagte und bis auf den etwas angestrengten Schlusston sofort mit der kultivierten Pracht ihrer Stimme begeisterte. Massenet und früher Verdi in den Ensemblestücken: alles schön - aber eigentlicher Höhepunkt des Netrebko-Aufritts war die große Arie der Leonora aus Verdis „Troubadour“, in der sie nicht nur schöne Gesangslinien, sondern auch perfekt geformte Triller in den Nachthimmel schickte: Wenn sie das im nächsten Jahr so auch vor Münsters Schloss macht . . .

Erwin Schrott, der sie dann begleiten wird, begnügte sich in Berlin mit einer Nebenrolle, während Jonas Kaufmann auf Tenor-Hits setzte. Die Gesangstechnik, mit der er seine dunkel getönte Stimme führt, dürfte allerdings kraftraubend sein: Man glaubt als Zuhörer die Anstrengung zu spüren, mit der er Spitzentöne stemmt, und muss unwillkürlich an die (scheinbare?) Leichtigkeit Pavarottis in „Cielo e mar“ denken. Rein stimmlich ist Kaufmann eine Wucht. Auf die Moderation von Markus Lanz allerdings hätte mancher Opernfan gern verzichtet.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
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