Münchner Abendzeitung, 1.4.2010
Robert Braunmüller
Verdi: Messa da Requiem, Salzburg, 30. März 2010

Hier stimmte einfach alles
 
Auch Handys wissen von der Karwoche. Die Berliner Philharmoniker und der Chor des Bayerischen Rundfunks hatten schon Platz genommen, da krähte ein Hahn im Großen Festspielhaus , obwohl keine der Passionen Bachs bevorstand. Dann erschien Mariss Jansons und erzwang  Stille. Er ließ Verdis "Requiem" ganz aus dem Nichts heraus entstehen. Schnell zeichnete sich ab, wie sehr die Deutung des Dirigenten seit dem etwas unentschiedenen Abend 2006 im Münchner Herkulessaal nachgereift ist. Jansons versteht das Werk als ernste Auseinandersetzung mit den letzten Dingen und der damit verbundenen Angst. Er gibt nun auch dem Verhaltenen Raum, ohne die Dramatik zu vernachlässigen. Normalerweise hört man ab dem Choreinsatz im "Tuba mirum" nicht mehr, was die Ferntrompeten spielen. Jansons ließ sie an der Stelle schmettern: ein gewaltiger Moment erhabenen apokalyptischen Schauders. In dieser Aufführung stimmte alles: Der auch an leisen Stellen kernige Klang der Berliner Philharmoniker, der kräftige, aber nie übersteuerte Chor aus München und ein exzellentes, in seiner Stimm-Üppigkeit bestens abgestimmtes Solistenquartett aus Krassimira Stoyanova, Marina Prudenskaja, Stephen Milling und Jonas Kaufmann. "Ingemisco" und "Hostias" hauchte er sehr zart. Bei der Bitte, als Guter beim Jüngsten Gericht rechts stehen zu dürfen, drehte der Tenor schneidig auf, als sei dies eine Drohung - die einzige nicht völlig gelungene Stelle. Ovationen.






 
 
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