Neue Zürcher Zeitung, 09.02.2010
Peter Hagmann
Humperdinck: "Königskinder", Zürich, Wiederaufnahme, 7. Februar 2010
Sternstunde und Ehrenrettung
Wiederaufnahme von Humperdincks «Königskindern»
Das Stück ist verkannt – das aber absolut zu Unrecht, wie das Opernhaus Zürich jetzt nochmals zeigt. Die Wiederaufnahme der «Königskinder», der Märchenoper von Engelbert Humperdinck, gerät zu einer Sternstunde: zu einer recht eigentlichen Ehrenrettung des Werks mit den Mitteln der Musik. Zu verdanken ist das zuerst dem Dirigenten Ingo Metzmacher, der beispielhaft – und gründlich anders als Daniele Gatti bei der «Elektra» von Richard Strauss – hören lässt, wie ein grosses Orchester auch in einem kleinen Raum sinnvoll eingesetzt werden kann. Metzmacher kostet die vielen Farben der Partitur mit aller Liebe aus. Leicht und schlank hält er den Klang, so dass sein Inneres zu leuchten anhebt und die kontrapunktisch gearbeiteten Mittelstimmen wie Nervenstränge zu strahlen beginnen. Zugleich kommt aber auch wunderbare Wärme auf – im Klang, in der Sorgsamkeit der Artikulation, in der Weite der Phrasierung und den herrlich ausgestalteten Übergängen. Was für eine Innigkeit herrscht da.

Das Orchester reagiert darauf mit einer Ausnahmeleistung. Und das bis in die kleinste Nebenrolle exzellent besetzte Ensemble sieht sich nicht nur in keinem Augenblick durch das Instrumentale bedrängt, es wird vielmehr von ihm getragen und kann sich, darin aufgehoben, voll entfalten. Wahrhaft herzerwärmend der Königssohn von Jonas Kaufmann und die Gänsemagd von Isabel Rey, die am Ende – da dringt der Wagnerianer in Humperdinck vollends durch – einen berührenden Liebestod sterben. Eindrücklich aber auch Oliver Widmer als Spielmann: als Künstler, der die Mechanismen der Gesellschaft durchschaut und dafür drastisch bestraft wird. Und die Inszenierung von Jens-Daniel Herzog, die unschlüssig nach links wie nach rechts schaut, sie stört immerhin nicht.






 
 
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