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NZZ, 25.05.09 |
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Liedermatinée, Zürich, 24. Mai 2009
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Ausdruckspalette
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voll pflegt das Haus selten zu sein bei einem Liederrezital, zumal bei
schönem Wetter; und auch die aufgestellten Mikrofone zeigten es an: Jonas
Kaufmann, der Vielseitige, der deutsches und italienisches Fach
gleichermassen singt, mischt nun definitiv in der Liga der Stars mit. Seine
Liedermatinee bestätigte den glänzenden Eindruck, den er eben erst auf ganz
anderem Terrain, in der neuen Zürcher «Tosca», gemacht hatte.
Mit Schuberts «Bürgschaft» begann das ausgesprochen umfangreiche Programm.
Kaufmann spielte in dieser Ballade virtuos mit dem Wechsel von Deklamiertem
und Gesungenem, wobei jenes messerscharf, dieses als mitreissender Strom
dunklen Tons daherkam. Auffällig war, wie Kaufmann bei dramatischen
Steigerungen die Resonanz verstärkte, statt allein das Stimmvolumen zu
vergrössern. Das war hohe Schule des Gesangs. Problematischer wirkten
dagegen die höheren Abschnitte im Piano, wo Kaufmanns Tenor sich öfters eng
und zu wenig klangvoll anhörte.
Nach dem gewichtigen Auftakt war es nur konsequent, dass sich Kaufmann bei
Schumanns «Dichterliebe» für eine entschieden «männliche», fast
heroisierende Lesart entschied, die sich aber nicht in der Demonstration von
tenoraler Strahlkraft erschöpfte, sondern eine breite Palette stets
markanter Ausdrucksfacetten eröffnete.
Der zweite Teil war Liedern von Richard Strauss gewidmet. Hier konnte
Kaufmann seine Stärken zu besonderer Geltung bringen: die Fähigkeit zu
müheloser Emphase, das weite Legato und den Sinn für sprachliche Akzente, wo
die musikalische Textur solche erlaubt. Kaum zu übertreffen war die Wirkung,
wenn aus einer baritonal gefärbten Mittellage sich die Stimme zu
trompetenhaft-glanzvoller Höhe aufschwang, etwa bei «Sehnsucht » oder
«Cäcilie». Helmut Deutsch am Klavier gelang der Spagat, begleitend zu einem
zweiten Protagonisten zu werden. Perfekt war das Zusammenspiel der beiden
Künstler - und gross der Jubel des Publikums, das sie mit einer standing
ovation bedachte. |
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