Gießener Allgemeine, 31.03.2009
Kirsten Liese
Puccini: Tosca, Zürich, 29. März 2009
Charismatische Diva greift zum Dolch
So zwingend und elaboriert wie in Carsens Inszenierung von Richard Strauss’ »Ariadne auf Naxos«, die in München und Berlin zu sehen war, wirkt die Theater-im-Theater-Idee hier zwar nicht, da das Geschehen selbst nicht zu einer nachgespielten Vorstellung wird.

Allerdings ist es auch nicht abwegig, die Titelheldin stets im Umfeld einer Bühne zu zeigen, schließlich ist sie eine charismatische Diva, die oft Parallelen zwischen ihrem Leben im Theater und ihrem wirklichen Leben zieht.

Zu einer unvergesslichen Aufführung aber wird diese »Tosca« erst dank der erstklassigen Besetzung, dazu mit zwei paraderollenverdächtigen Debüts von Emily Magee als heißblütiger Titelheldin und Thomas Hampson als fiesem Polizeichef.

Nicht zu vergessen Star-Tenor Jonas Kaufmann, der als ebenso liebender wie gemarterter Maler Cavaradossi beweist, dass er nicht nur über Schmelz, großes Volumen und einen langen Atem verfügt, sondern auch anrührend leise singen kann wie in seiner berühmten Arie »E lucevan le stelle« (Es blitzten die Sterne), von Carignani und dem Orchester der Oper Zürich mit ebenso empfindsamen, schwermütigen Pianoklängen begleitet.

Doch nicht nur stimmlich trumpfen die Sänger hier auf. Vielmehr gelingen dank einer konzentrierten Personenregie auch Momente von kammerspielartiger, großer Intensität. Dies besonders im zweiten Akt, in dem der Verlauf des Geschehens für Momente unberechenbar scheint. Wie opferbereit wird sich Emily Magees stolze, leidende Primadonna geben, wenn sie sich unerwartet die Handschuhe abstreift und das Kleid öffnet? In welchem Moment wird sie den Dolch ergreifen, noch vor oder nach einer körperlichen Annäherung?

Und was führt Thomas Hampsons sadistischer Tyrann im Schilde, der in lustvoller Vorfreude schon einmal seine Weste auszieht, bevor er den geforderten Passierschein ausstellt, der Tosca und ihrem Geliebten den Weg in die Freiheit ebnen soll? Nicht alle Tage stellt sich ein solches Knistern bei zwei Bühnenpartnern ein, erst recht nicht bei zwei Rollendebütanten.

Der einhellige Jubel am Schluss galt verdientermaßen dem ganzen Team.






 
 
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