Frankenpost, 25.07.2009
Von Kerstin Starke
 
Hof-Konzert mit Star-Besetzung 
 
Fotos: flickr.com, Fotostream von hitoshi_hof und Uwe Moosburger

Regensburg - Es ist ein festlicher Rahmen, in dem sich 3000 Freunde klassischer Musik in Regensburg zusammenfinden: Auf dem weiten Karree des fürstlichen Schlosshofes in Regensburg sehen sie von einer riesigen Tribüne aus auf ein nicht minder eindrucksvolles Podium, das von einer weiten Kuppel aus Plexiglas überspannt wird. Sollte es regnen, säßen zumindest die Künstler und ihre Instrumente im Trockenen; heute indes wird das Dach nicht gebraucht: Die Aufführung findet an einem selten schönen, lauen Sommerabend statt. Begrenzt wird der in blaues, rotes und goldenes Licht getauchte Konzert-Raum auf drei Seiten von den klassizistischen Fassaden von Schloss St. Emmeram. Im siebten Jahr sind die "Thurn und Taxis Schlossfestspiele" längst anerkannt, ja ein österreichisches Magazin wählte das Festival kürzlich gar unter die zehn besten der Welt.

Orchester als Stammgast

Stammgäste unter der Bühnenkuppel sind mittlerweile die Hofer Symphoniker. Seit 2003 wird das Orchester immer wieder eingeladen, die Großen der Klassik-Szene zu begleiten. So hat es dem Publikum schon so manches schöne Konzerterlebnis beschert. Nach den Sängern Lucia Aliberti und José Carreras, einem "Night of the Proms"-Programm sowie dem Geiger David Garrett ist es diesmal der weltweit gefeierte deutsche Star-Tenor Jonas Kaufmann, der vor den Hofer Musikern auf der Bühne steht; gerade erst hat er in München Erfolge gefeiert als Lohengrin, im nächsten Jahr wird er mit dieser Partie bei den Bayreuther Festspielen debütieren.

Wie fremd dem 40-jährigen Ausnahmesänger Starallüren sind, zeigt sich in vielen Dingen. Bereits am Vorabend war der Sänger kurzerhand nach Hof gereist zur Generalprobe im Orchestersaal des Theaters; mit dem Dirigenten Jochen Rieder vom Opernhaus Zürich hatten die Musiker das Programm aus Arien und Orchesterstücken der deutschen, italienischen und französischen Romantik bereits seit Montag geprobt. Problemlos nimmt der Sänger hin, dass das Orchester in Regensburg verspätet ankommt: Wegen eines Unfalls hatte es einen großen Umweg fahren müssen. Während nun, wenige Stunden vor dem Konzert, im Schlosshof, in der Hitze unter der Bühnenkuppel, letzte Abstimmungen auch mit der Technik getroffen werden, schaut Jonas Kaufmann im ersten Stock kurz aus dem Fenster. Und nachdem Dirigent und Musiker die eine oder andere Passage aus dem Intermezzo aus "Cavalleria rusticana" angespielt haben, kommt er hemdsärmelig und mit offenem Kragen, eine Flasche Wasser in der Hand, auf die Bühne, lächelt nach allen Seiten und singt zwei Arien aus der Verdi-Oper "Tosca" - zum Aufwärmen; die ganz hohen Töne lässt er hier noch weg. Zwei Stunden später werden sie zuverlässig kommen: klar und kraftvoll.

Noch kurz vor dem Konzert, während sich die Hofer Symphoniker etwas von ihrer strapaziösen Anreise erholen und einen Imbiss zu sich nehmen, geht Fürstin Gloria von Thurn und Taxis durch die zur Garderobe umfunktionierten Prachträume und begrüßt die Künstler. Für "nach der Show" lädt sie Jonas Kaufmann zu einem späten Essen ein.

Dann wird es ernst. Schon hat die erste Fanfare die Besucher von den Café-Tischen im Schlosspark auf ihre Plätze gerufen. Die Ränge füllen sich zusehends - Kaufmann-Fans in Jeans und Baumwollhemd suchen genauso ihre Plätze auf wie Damen in Abendrobe und Herren im Smoking. Mit der Ouvertüre zur Verdi-Oper "Die Macht des Schicksals" beginnen Jochen Rieder und die Hofer Symphoniker das Programm, in dem das Orchester neben dem großen Star durchaus als gleichberechtigt agiert: Unter der Leitung des umsichtig, mit kleinen, aber bestimmten Gesten leitenden Dirigenten aus der Pfalz ernten die Musiker viel Beifall - für ihre eindrucksvolle Interpretation der rossinischen "Wilhelm Tell"-Ouvertüre zu Beginn des zweiten Teils sogar Bravo-Rufe.

Die sind von Anfang an - zunächst vereinzelt von den echten Fans auf den oberen Rängen, am Schluss dann in Chören - vor allem Jonas Kaufmann zugedacht. Seine anspruchsvollen Arien - insbesondere die wunderschöne Gralserzählung aus Wagners "Lohengrin" - gestaltet er auch unter den schwierigen akustischen Freiluft-Bedingungen überaus eindrucksvoll und ausdrucksstark.

Hierauf reagiert das Gros des Festival-Publikums zwar noch mit eher verhaltenem Applaus. Als er und das Orchester dann aber mit den vier (!) Zugaben bekannte Stücke aus dem Tenor-Repertoire wie Lehàrs "Freunde, das Leben ist lebenswert" oder "La donna è mobile" aus Verdis "Rigoletto" präsentieren, gibt es auch in den vorderen Reihen kein Halten mehr: Stehend applaudieren nun alle. Sie jubeln, stampfen und bereiten damit allen Künstlern einen triumphalen Abschluss dieses schönen Konzertabends in fürstlichem Ambiente.

 






 
 
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