Süddeutsche Zeitung, 29.07.2009
KRISTINA MAIDT-ZINKE
Schubert: Die schöne Müllerin, München 26. Juli 2009
Der Startenor erobert sich die „Schöne Müllerin”
Er hat nicht „Deutschlands schönste Stimme”, aber er singt grandios: Jonas Kaufmann mit Schuberts Liedzyklus in München
Auszug:
Musste er sich im ersten Stück noch ein wenig freisingen, konnte er von da an mit völliger Lockerheit über sein Stimm- und Ausdruckspotential verfügen. Sein Tenor besitzt baritonale Fülle, leuchtkräftige Höhen, dramatische Kraft und eine hinreißend lyrische Transparenz, und er ist fähig zu jener unaffektierten Schlichtheit, die bei Schubert manchmal die Welt aus den Angeln heben kann. Am meisten beeindruckten die Intelligenz, mit denen Kaufmann diese Qualitäten in den Dienst der Lieder stellte, und die Gelassenheit, mit der er deren Schwierigkeitsgrad im Hinblick auf Lagenwechsel und Stimmungsumschwünge durch subtiles Justieren und traumwandlerisches Ausbalancieren offenlegte.

Nichts wirkte geglättet oder eitel; der Absturz von unbändiger Wander- und Lebenslust in Wehmut und Todessehnsucht erschien umso glaubhafter, als der Sänger selbst, bei aller Bewunderung, die seine Kunst hervorrief, sich jederzeit von seiner „menschlichen” Seite zeigte. Kaum braucht man zu erwähnen, dass er Wilhelm Müllers Verse mit vorbildlicher Klarheit artikulierte und jede Phrase so lebendig wie eindringlich vergegenwärtigte. ...
 






 
 
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