Kurier, 28. April 2009
Massenet: Manon, Wien, 26. April 2009
Der Tenor allein macht hier den großen Unterschied
Bei der Premiere 2007 waren es noch Anna Netrebko und Roberto Alagna, die in Andrei Serbans kluger Inszenierung von Jules Massenets "Manon" wunderbar durch das (sehr filmisch umgesetzte) Paris der 30er-Jahre irrten. Doch auch ohne Superstars zählt diese "Manon" zu den besten Produktionen, die an der Wiener Staatsoper zu sehen sind. Vor allem dann, wenn ein Tenor wie Jonas Kaufmann sein mit Spannung erwartetes Debüt (*) als Chevalier Des Grieux (Reprise : 30. 4.) gibt. Denn Kaufmann verfügt über eine lyrische, gut geführte, hell timbrierte Stimme, die zu vielen Klangfarben fähig ist. Und Kaufmann ist auch ein Stilist, der die Partie des Des Grieux äußerst elegant singt, der darstellerisch in jeder Phase überzeugt. Ein gelungenes, vom Publikum schließlich zu Recht bejubeltes Debüt. An Kaufmanns Seite: Norah Amsellem als optisch sehr ansprechende, spielfreudige, kokette Manon, die vor allem mit einer schönen Mittellage punkten kann. In der Höhe aber wirkt ihr Sopran noch etwas eng und angestrengt. Dennoch eine insgesamt gute Leistung. Exzellent auch Markus Eiche, der als Lescaut vokal wie darstellerisch keine Wünsche offen lässt und (wie übrigens fast alle Mitwirkenden) einen sehr glaubhaften Charakter zeichnet. Tadellos: Dan Paul Dumitrescu als Vater als Vater sowie der Großteil des homogenen Ensembles. Schade nur, dass Dirigent Miguel Gomez-Martinez das an sich sehr inspirierte Orchester zu sehr durch die Partitur peitscht und Massenets herrliche Musik damit nicht wirklich zum Klingen bringt.
* Rollendebüt am 27. September 2008 in Chicago






 
 
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