Der Neue Merker, 24. Oktober 2009
LUDWIG STEINBACH
Konzert, Baden-Baden, Festspielhaus, 22. Oktober 2009
BADEN-BADEN: JONAS KAUFMANN, OPERNGALA, 22. 10. 2009, enttäuschend
 
Zu einer herben Enttäuschung geriet die Operngala mit JONAS KAUFMANN im Festspielhaus Baden-Baden. Dieser Sänger soll Deutschlands bedeutendster Tenor sein? Kaum zu glauben. Kaufmann ist von der Zeitschrift „Opernwelt“ vor kurzem zum Sänger des Jahres gekürt worden? Hinter diese Auszeichnung ist ein großes Fragezeichen zu setzen. Was er an diesem Abend bot, ließ zu wünschen übrig. Seine Stimmführung weist erhebliche Mängel auf, an deren Beseitigung er dringend arbeiten sollte. Bereits bei seiner ersten Darbietung, der Florestan-Arie aus „Fidelio“, wurde offenkundig, dass er seine Stimme nicht im Griff hat. Eigentlich ist an der Intention, das auf dem hohen ‚g’ notierte „Gott“ von einem hauchdünnen Piano zu einem lauten Schrei zu entwickeln, nichts einzuwenden. Aber es blieb eben nur Intention. Die Ausführung war mangelhaft. Kaum hatte er mit dünnem Kopfklang begonnen, brach ihm auf einmal die Stimme weg. Der Poco-Allegro-Teil klang etwas angestrengt. Bei den hohen ‚b’s rutschte ihm die Stimme in die Maske. Wenig überzeugend waren auch die Bildnisarie aus der „Zauberflöte“, die Gralserzählung aus „Lohengrin“ sowie die „Winterstürme“ aus der „Walküre“. Hier offenbarte sich, dass Kaufmanns Stimme nur gut anspricht, wenn er forte singen kann. An seiner Pianokultur indes hapert es noch ganz erheblich. Sobald er seinen an sich schönen Tenor baritonaler Färbung zurücknimmt und leise Töne produziert, staut er den Atem und presst die Töne. Die Folge ist, dass der Atem nicht mehr frei fließen kann und die Tongebung fahl und klanglos wird. Gut gelangen ihm Parsifals Ausbruch „Amfortas! Die Wunde!“ sowie die Arie des Max aus dem „Freischütz“. Diese Stücke wiesen aber auch kaum Piano-Stellen auf. Wunderbar waren indes die Zugaben. Die Blumenarie des Don Jose aus „Carmen“ sowie „E luccevan le stelle“ aus „Tosca“ gehörten zu den wenigen Höhepunkten des insgesamt nicht befriedigenden Abends. Hier war zu konstatieren, dass sich Kaufmanns Piano-Schwächen anscheinend auf die Mittellage beschränken. Die leisen Stellen bei diesen beiden Arien waren profund und gut gestützt.

Mäßig war auch Dirigent MICHAEL GÜTTLER. Seine Intentionen konnte er den Musikern der STAATSKAPELLE WEIMAR anscheinend nur schwer vermitteln. Die Ouvertüre zum Trauerspiel „Coriolan“, das Vorspiel zu Mozarts „Don Giovanni“, die Einleitungen zu Webers „Oberon“ sowie zum ersten und zum dritten Akt von Wagners „Lohengrin“ hatten allesamt weder Saft noch Kraft, klangen beliebig und langweilig. Die Musik plätscherte sauber dahin, ohne indes großen Tiefgang aufzuweisen. Die musikalische Auslotung blieb gänzlich auf der Strecke. Am besten gelangen Dirigent und Orchester noch die schöne Lyrismen aufweisende Zwischenaktmusik aus Schuberts „Rosamunde“.






 
 
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