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Klassikinfo.de |
Klaus Kalchschmid |
Konzert, München, 24. Februar 2008
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Dies Bildnis ist bezaubernd schön
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Der Tenor Jonas Kaufmann mit
"Romantic Arias" im Herkulessaal und auf CD |
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(München 24. Februar 2008) Erst letzten Herbst
war Jonas Kaufmann der großartige Königssohn in Humperdincks "Königskindern"
in Zürich, der künstlerischen Heimat des Münchners: Er verschmolz die
Qualitäten seiner einstigen Mozart-Stimme mit bereits heldischem Timbre.
Kaufmann ist auf der Bühne ein exzellenter Gestalter, darüber hinaus ein
blendend aussehender braungelockter Charmeur. Das hat sich die Decca zunutze
gemacht und vermarktet seine Solo-Debüt-CD - nach einer Reihe von DVDs aus
Zürich mit Monteverdis "Ulisse" (Arthaus), Mozarts "Titus", Schuberts
"Fierrabras" (EMI) bis zu "Fidelio" (TDK) - wie die eines Popstars. Kein
Wunder, dass der Herkulessaal aus allen Nähten platzte und ein
Wiederholungskonzert für den 15. Juni - nun in der Philharmonie -
kurzfristig ins Programm genommen wurde, das wie der lange geplante
Liederabend am 22. Juli im Rahmen der Münchner Opernfestspiele, das
plötzlich grassierende Jonas-Kaufmann-Fieber hoffentlich wird kühlen können.
Acht der dreizehn Arien aus der CD sang Kaufmann im Konzert. Und ein
kritischer Hörer hatte vielleicht gehofft, dass die Meriten der Platte live
noch intensiver erlebbar wären, die Defizite aber stimmlicher Tagesform oder
einer Ermüdung während der Aufnahmesitzungen geschuldet wären, im
Live-Konzert also nicht ins Gewicht fallen würden. Doch das manchmal fahle,
angestrengte Piano in der Höhe, eine insgesamt schwach ausgebildete mezza
voce (also die Fähigkeit mit halber Stimme ebenso intensiv und klangvoll
singen zu können wie im Forte) oder die mangelnde Stilistik bei den
französischen Arien trübten den Genuss dieser schönen, ausdrucksvollen
Stimme auch im Konzert etwas ein. Die Strahlkraft so manchen Tons, aber auch
die dunklen Farben des Timbres wirkten dagegen live vielleicht sogar besser.
Ob auf einem akustisch ungünstigen Platz im Rang hinter (!) dem Orchester
oder in der Mitte der achten Reihe: Am meisten überzeugte der Tenor mit der
differenziert gesungenen Leidenschaft von Puccinis "Bohème" ("Che gelida
manina") und "Tosca" ("E lucevan le stelle"), aber auch mit einer
ergreifenden Gestaltung der Blumenarie aus Bizets "Carmen". Bei Massenets
"Werther" fehlte dagegen doch leider etwas der feine Schmelz und ein
sicheres Piano in der Höhe.
Arien aus deutschen Opern standen am Beginn und am Ende des Konzerts, das
die nordwestdeutsche Philharmonie unter Matteo Beltrami allzu pauschal
begleitete - und die unvermeidlichen Orchesterschlager dazwischen streute.
Dabei war nicht zu überhören, dass Jonas Kaufmann mittlerweile Stolzings
Preislied aus Wagners "Meistersingern" weitaus besser liegt als Taminos
Bildnis-Arie. Dafür ist die Stimme nun doch schon zu schwer und dunkel
geworden. Aber auf Kaufmanns Lohengrin bei den Münchner Opernfestspielen
2009 darf man gespannt sein.
In der ersten Zugabe (aus Cileas "L'Arlesiana") lagen Licht und Schatten des
Abends dann unmittelbar nebeneinander: Anfangs das durchweg matte Piano,
dann die strahlende Attacke im Forte und der glanzvolle Spitzenton. Es
folgte ein italienischer Schmachtfetzen und Lehàrs "Dein ist mein ganzes
Herz!", großartig gestaltet und geschmettert, gekrönt von der fein und
süffisant dargeboteten Kavatine des Herzogs aus Verdis "Rigoletto". Die
darauf folgenden Jubelschreie des begeistert applaudierenden Publikums im
Herkulessaal war wohl unausweichlich. |
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