Ausschnitt/FAZ: Es gibt kein Glück im Unglück
Absturz in die Wirklichkeit: Christoph Marthalers kleinbürgerliche Lesart
von Verdis "La Traviata" in Paris
...entwickeltes musikalisch anrührendes menschliches Wesen. Eine
künstlerische Glanzleistung der José van Dam als Vater Germont mit noblem
Bariton und Jonas Kaufmann als liebeszerrissener Alfredo einen ebenso
klangschönen vokalen Rahmen geben wie das von Sylvain Cambreling mit viel
Spürsinn für dramaturgische Effekte und nuancenreiche Klangfärbung
geführte Orchester als sensible Begleitung der individuellen Sänger und
der massive Chor als Symbol des gesellschaftlichen Einspruchs.
Ausschnitt/Basler Zeitung: Die Agonie einer Sängerin
Christoph Marthaler lässt Christine Schäfer in Paris als Traviata sterben
... Christine Schäfer spielt und singt mit all ihrer sängerischen Kraft
und ihrer schauspielerischen Intelligenz einen Star, für den der Erfolg
zur Droge geworden ist. Ihr nicht nach steht der Tenor Jonas Kaufmann, der
einen seelisch labilen Alfredo gibt - nachdem er seine Violetta mit
Geldscheinen zu Tode beleidigt hat, wirft er sich ihr noch heulend an die
Brust.
Ausschnitt/Tages-Anzeiger: Feiern und sterben nach Marthaler-Art
Christoph Marthaler sorgt in Paris mit Verdis «La Traviata» für Wirbel.
Dabei ist die Aufführung tief berührend.
.....Und man glaubt ihr, dass sie sie in diesem Alfredo findet, der da auf
der Festgesellschaft auftaucht. Unbeholfen wirkt er mehr als einmal,
zersplittert ein Plastikglas in seinen Händen, aber eine grosse sensible
Stimme hat auch er: Jonas Kaufmann, der auch in Zürich schon oft bejubelt
wurde, ist in seiner Liebe so stark und facettenreich wie später in seiner
Wut (und in der Verzweiflung darüber). Braver Bürger Marthaler lässt die
beiden in Ruhe, fast zu sehr manchmal. Ihr Rückzug in eine
Rasenmäher-Strickzeug-Idylle ist ein totaler, die Bühne im Hintergrund
dient nur noch als Kleiderlager; das Geschehen findet hier nur in den
Stimmen und Gesichtern statt. Niemand verwickelt sich im gelben Wollknäuel
der für Marthaler-Habitués doch eigens dafür bereitzuliegen scheint. Und
auch das Orchestre de l Opéra national de Paris unter Sylvain Cambreling
bleibt diskret, setzt Akzente wo sie gebraucht werden, verzichtet aber auf
ein Übermass an Schmelz. Geradezu spröde ist der Klang gelegentlich was
die emotionale Echtheit des Gesangs erst recht unterstreicht...
Ausschnitt: Opernwelt, August 2007: Die Stadt, der Müll und der
Tod
besuchte Vorstellung: 3. Juli 2007