|
|
|
|
|
Stuttgarter Zeitung, 28.04.05 |
W.Müller-Grimmel |
Mozart: La clemenza di Tito, Zürich, April 2005
|
Mal wieder faschistisch
|
|
Jonathan Miller, der Mozarts vorletzte Oper "La
clemenza di Tito" jetzt am Opernhaus Zürich inszeniert hat, lässt das Stück
in einem imaginären Duce-Italien der dreißiger Jahre spielen. In der Mitte
der Bühne ragt ein grauer klassizistischer Spiralbau empor, von dessen
oberer Plattform aus Bodyguards in Faschouniformen das Volk unter sich stets
im Blick haben. Miller legt großen Wert auf schauspielerische Details.
Selbst wenn die Protagonisten gerade nur zuhören, sind ihre Gesten und
Blicke genau festgelegt. Szenischer Realismus soll den alltagsfernen Gesang
und die dort ausgesprochenen Gefühle begleiten. In vokaler Hinsicht ist
die Zürcher Produktion ein Glücksfall. Jonas Kaufmann mit
geschmeidig-stabilem Tenor (Tito), Eva Mei mit souveräner stimmlicher
Präsenz (als glamouröse Vitellia), Malin Hartelius (als
schmeichelhafte-naive Servilia), Vesselina Kasarova (in ihrer Paraderolle
des Sesto), Lilianu Nikiteanu (Annio) und Günther Groissböck (Publio) machen
daraus ein wahres Gipfeltreffen des Mozart-Gesangs. Lediglich einige
dramatische Passagen laufen da im Vibrato-Überschwang Gefahr, eher nach
Verdi zu klingen.Franz Welser-Möst animiert das reduzierte, teils
"historisch" bestückte Orchester der Zürcher Oper zu präzisem, farbreichem,
kammermusikalisch transparentem Spiel |
|
Video Capture |
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|