Kölnische Rundschau
von FELICITAS ZINK
Beethoven: Fidelio, Bonn, 14. September 2002
Der konzertante "Fidelio" überzeugte beim Beethovenfest
BONN. Der Ruch des Unerhörten wehte vom Neckar herüber an den Rhein. Denn die konzertante Aufführung des "Fidelio" op. 72, von Ernst Poettgen 2002 als "Konzert in Szene" gesetzt, stellt dem Ensemble zwei Sprecher (Ulrike Möller und Tobias Grauner) zur Seite, die in "fiktiven Beweisstücken" in Sevilla zwischen 1793 und 1795 die Handlung einbetten. Die Dialoge der Librettisten Joseph Sonnleithner und Georg Friedrich Treitschke wurden dadurch ersetzt.

Bei der Aufführung in der Beethovenhalle unter Helmuth Rilling gewann man mehr und mehr den Eindruck, dass gerade durch die Straffung und völlige Loslösung der gesprochenen Texte von Gesang und Zwischenmusiken die Konzentration hingelenkt wurde in Richtung des viel beschworenen "Seelendramas" in Beethovens Musik. In der Tat war diese Aufführung spannender als manche inszenierte. Zu Recht gab es Standing Ovations am Ende, auch für das überragende Solistenensemble. Allen voran Jonas Kaufmann als Florestan und Amanda Mace als sein treues Weib Leonore, Franz-Josef Selig als Kerkermeister Rocco, Sybille Rubens als Marzelline. James Taylor war Jaquino und Markus Eiche überzeugte als Don Fernando neben Dietrich Henschel, der nicht nur in seiner Rachearie als Don Pizzaro Format zeigte.

Vor einem Jahr hatte Helmuth Rilling die in Hochform singende und spielende Formation "Festival Chor und Orchester des Europäischen Musikfestes Stuttgart" gegründet. Auswendig dirigierte er die nach 140 Jahren erstmals überarbeitete Partitur. Sie berichtigte zahlreiche Details. Die im Bonner Beethovenarchiv revidierte Fassung führte jedoch kein radikal neues Klangbild vor. Voran stand die traditionell gespielte Ouvertüre von 1814.

Rilling, der sein Dirigat auf die Sänger ausrichtete, ging sensibel auf klangliche Schattierungen des Orchesters und dynamische Abstufungen ein. Daher verwunderte angesichts dieses gewaltigen Ringens um Klangbalance, dass den Sängern mitunter zugemutet wurde, auf Orchesterhöhe über das ganze Ensemble hinwegzusingen, was nicht immer ohne Auswirkung auf den Gesamtklang blieb.






 
 
  www.jkaufmann.info back top